Locombia

Hallo liebe Leute! Ich weiß, ich habe ziemlich lange nichts mehr von mir hören lassen. In letzter Zeit war immer sehr viel los und je länger Ich den nächsten Blogeintarg vor mir hergeschoben habe, desto größer wurde die Überwindung mich hinzusetzen und etwas zu schreiben. Ich werde jetzt einfach in mehreren Beiträgen Versuchen etwas von dem bisher erlebtem zu erzählen.

Ich bin jetzt seit zwei Monaten in Kolumbien und die Zeit verging wahnsinnig schnell. Unter der Woche verbringe ich den größten Teil meiner Zeit im Projekt. Morgens nehmen wir meistens ein Taxi, um zum Projekt zu kommen, weil sich herausgestellt hat, dass es schneller, bequemer und gleich teuer ist. Und da wir in den letzten Wochen ohnehin Schwierigkeiten hatten morgens pünktlich zu kommen, ist vor allem der erste Aspekt wichtig.
In den letzten Wochen sind immer weitere Tätigkeitsbereiche zu unseren Alltag hinzugekommen. Montags sind wir nach wie vor mit der Verwaltung der Lebensmittel beschäftigt. Dazu gehört, dass wir alle eingehenden Lebensmittel zählen, sortieren, beschriften und gegebenenfalls schon verarbeiten. Es gibt einige Früchte, die es bei uns in Deutschland leider nicht gibt. Dazu gehören zum Beispiel Lulo, Guayaba, Granadilla, Guanábana, Pitaya und einige mehr. Die meisten Früchte geben ziemlich leckere Säfte her, an die man sich leicht gewöhnen kann.

Handarbeit

Diensttags bis donnerstags arbeiten wir mit den Jugendlichen. Konkret heißt das, dass wir uns morgens um 8 mit den Lehrern_innen des Paes und allen Jugendlichen im Theatersaal treffen und gemeinsam mit einem Rhythmusteil beginnen. Anschließend teilen wir uns in die unterschiedlichen Kurse auf. Morgens war ich bis vor einer Woche immer in Handarbeiten mit den 6-9 Jährigen. Dabei ging es für mich meistens darum der Lehrerin dabei zu helfen eine ziemlich anstrengende Truppe unter Kontrolle zu bringen und mit Ihr Dinge zu basteln, wie Bommel, Bilder oder Origamis etc.. Am Ende der Unterrichtseinheit gibt es dann immer ein kleines Frühstück für die Kinder, bestehend aus einem Fruchtsaft und einer Kleinigkeit zu Essen. Ab 9.45 geht es dann meistens in die Bibliothek zur Hausaufgabenbetreuung. Hierbei kann ich vor allem bei den Mathe- und den Englischhausaufgaben helfen. Eine Aufgabe, die mir glaube ich gut liegt, da es mir erstens Spaß macht Dinge zu erklären und ich zweitens auch in Deutschland mehrfach die Woche Nachhilfe gegeben habe. Allerdings muss ich sagen, dass das Niveau bei einigen Schülern_ innen ziemlich niedrig ist und Ich vor allem versuche das Basiswissen, wie das Einmaleins, oder Bruchrechnen beizubringen.

Etwa von 10.30-11.30 gehen Frithjof und Ich dann nach draussen und helfen den Kindergärtnerinnen dabei mit den Kindern aus dem Kindergarten zu spielen und aufzupassen, dass Ihnen nichts passiert.

Frithjof & Ich während der Draussenspielstunde mit den Kleinen.

Frithjof & Ich während der Draussenspielstunde mit den Kleinen.

Durch das steile und steinige Gelände draussen kommt es nämlich immer wieder vor, dass sich ein Kind leicht verletzt. Anschließend helfen wir, sofern wir gebraucht werden, in der Küche aus. Helfen dabei Yuca, oder Kochbananen zu frittieren, Säfte zu machen und vor allem beim Tragen des Essens in den Speisesaal. Ab 12 Uhr gehen wir in der Regel selbst essen und haben danach etwa eine Stunde Pause, in der Ich mich etwas Schlafen lege, Vokabeln lerne, oder einfach was entspanne. Auch sonst haben wir immer mal ein bisschen Zeit zu entspannen, dann kann man sich mal eine Gitarre schnappen und ein bisschen üben, ins Internet gehen, oder einfach mit den anderen Lehrern_innen quatschen 🙂

Und den frisch gemachten Saft gibt es dann auch immer mal zwischendurch.

Und den frisch gemachten Saft gibt es dann auch immer mal zwischendurch.

Nach der Mittagspause, geht es dann in der Regel wieder in die Bibliothek zur Nachhilfe und anschließend ins Theater. Die Theaterstunden machen mir bisher mit am meisten Spaß.
Ungefähr alle zwei Monate bricht eine neue Epoche an, in der auch die Jugendlichen in neue Gruppen eingeteilt werden . Wir kamen ungefähr zu Beginn der letzten Epoche ins Projekt und haben somit bisher genau eine Epoche miterleben können. Zu Beginn der Epoche haben wir in den Theaterstunden mit allen möglichen Sprech-, Ausdrucks und auch Akrobatikübungen begonnen. Ich muss sagen, dass der Theaterlehrer richtig gute Arbeit leistet und für die Schüler, aber auch für mich die Theaterstunden immer viel Spaß machen, darüber hinaus aber auch einfach Dinge erlernen lässt, die jeder für sein Leben gebrauchen kann. Das ein oder andere Mal ist der Theaterlehrer ausgefallen und ich konnte dann die Gruppe übernehmen. Ein Mal habe ich dann mit den Akrobatikübungen weitergemacht. Das andere Mal haben wir Dialoge gelesen. Ansonsten hat Frithjof, der in der ersten Epoche hauptsächlich im Musikunterricht gearbeitet hat, mit dem Musiklehrer einen Chor organisiert, an dem ich nach dem um 4 der Tag offiziell zu Ende ist auch manchmal teilnehme.
Letzte Woche haben wir mit dem Deutschkurs begonnen. Zu Beginn hieß es, dass eigentlich so gut wie jeder, der 25-30 Mitarbeiter_innen aus dem Projekt gerne teilnehmen würde. Letztendlich waren es zum Glück nur 5-6 Teilnehmende. Der Unterricht findet jetzt immer dienstags und donnerstags morgens, für ein paar ältere Jugendliche, die für nächstes Jahr einen Freiwilligendienst in Deutschland anstreben, statt. Und nachmittags nach Ende der Arbeit für alle anderen. Zuerst hatte es mich etwas geärgert so lange im Projekt bleiben zu müssen, da wir so erst gegen 6 Uhr wieder Zuhause sind und man dann nicht mehr so viel unternehmen kann. Es hat sich aber diese Woche herausgestellt, dass der Unterricht echt Spaß macht, und wir dafür Freitags früher gehen können.
An unserem Tagesablauf für den Freitag hat sich soweit nichts mehr geändert. Wir reinigen ein mal das komplette Lebensmittellager. Auch sonst helfen wir  immer mal an anderen Stellen aus. Den Müll zur Straße tragen, den Keller ausräumen oder zum Beispiel einen Bazar vorbereiten.
Letzte Woche Donnerstag war dann der Epochenabschluss. Es war einer der schönsten Arbeitstage bisher. Es wurde jeweils morgens und nachmittags die einzelnen Arbeiten der Gruppen vorgestellt. Der Theatersaal wurde mit den Bildern und Kunstwerken der einzelnen Gruppen geschmückt und die Musik-, sowie Theaterkurse haben ihre Arbeit vorgestellt. Ich schau mal, dass ich die Tage noch ein paar Fotos besorgt bekommen 🙂
In der Nachmittagsgruppe ist ein Schüler dann ausgefallen und ich durfte relativ spontan seine Rolle übernehmen! Es war total witzig, weil wir unser ursprüngliches Projekt nicht beenden konnten und somit das Theaterstück ohnehin schon ziemlich spontan war. Hinter der Kulisse lagen wir vor Lachen auf dem Boden 😉

Jetzt geht ein neue Epoche los und die Gruppen sind etwas neu gemischt worden, sodass in jeder Gruppe alle Altersgruppen vertreten sind. Geplant ist bis Weihnachten ein Theaterstück auf die Beine zu stellen, bei dem die Musikgruppe den akustischen Teil, die Kurse Handarbeit und Numerus & Letras die Kostüme und der Kunstkurs die Bühnengestaltung übernimmt. Soweit zum Projekt.

Unsere Freizeit haben wir in den letzten Wochen hauptsächlich damit verbracht eine neue Wohnung zu suchen, da wir aus unser alten Wohnung ausziehen mussten. Grund waren einige Dinge, die vielleicht nicht ganz so gut organisiert wurden, aber auch einfach die Tatsache, das die Wohnung erstens nicht schön war und zweitens in einem, von der Lage und Schönheit her, nicht so berauschendem Stadtteil lag. Um eine neue Wohnung zu finden haben wir zunächst in einem sehr angesagtem Stadtteil gesucht. An zu vermietenden Häusern steht ein Schild mit der Aufschrift „SE ARRIENDA“ und eine Telefonnummer.
Allerdings hat sich nach tagelangen umherlaufen herausgestellt, dass die Wohnungen leider etwas über unseren preislichen Vorstellungen liegen. Anschließend habe Ich eine Zeit lang überlegt, vielleicht alleine in eine Wohnung zu ziehen. Zunächst erst mal dadurch, dass ich ein ziemlich schönes, wenn auch nicht ganz so billiges Zimmer in der Candelaria ( Altstadt und Studentenviertel ) gefunden hatte und auch nicht mehr so motiviert war weiter nach einer Wohnung suchen zu gehen.
Die letzten zwei Wochen haben wir dann mit Fahrrädern ein anderes Stadtviertel abgesucht, in dem unsere Mitbewohnerin Carolina aufgewachsen ist. Problematisch war, dass wir nach der Arbeit immer nur schwer Wohnungen anschauen gehen konnten und die zehn Wohnungen, die wir uns angeschaut haben, haben entweder einem von uns nicht gefallen, waren zu teuer, oder hatten z.B. nur zwei Zimmer.
Vorgestern sind wir dann schließlich aus unserer Wohnung raus und befinden uns jetzt übergangsweise in der Wohnung von Carolinas Bruder, seiner Freundin und Tochter.

Und was immer noch kaum zu glauben ist, ist dass über uns die Wohnung zu vermieten ist. Diese drei große Zimmer, mit einer tollen Aussicht auf die Berge und die Stadt, hat. Sie ist in einem zentralem Teil der Stadt gelegen, relativ günstig und mit einer großen Dachterrasse nur für uns ausgestattet. Wir ziehen also im Laufe der Woche hoch! 🙂

Naja gut, wir waren nicht die ganze Zeit auf Wohnungssuche. An den Wochenende waren wir häufig Salsa tanzen, oder haben andere Dinge übernommen. An einem Wochenende sind Frithjof und Ich für drei Tage nach Medellin gereist. Donnerstags Abends sind wir mit dem Reisebus los, sodass wir morgens gegen 8 Uhr in Medellin ankamen. In Medellin gibt es nämlich einige Projekte, die über die „Freunde Waldorf“ laufen. In dem Projekt Arca Mundial arbeiten und wohnen sieben Freiwillige zusammen, die wir bereits auf unserem Vorbereitungsseminar kennen gelernt haben. Einer von Ihnen hatte kurz vorher seinen Geburtstag, den wir dann zusammen, mit noch weiteren Freiwillen, die in anderen Projekten in Medellin arbeiten, gefeiert haben. Ansonsten lässt sich sagen, dass Medellin eine sehr schöne Stadt ist. Da Sie etwa 1000 Meter tiefer liegt als Bogotá, ist das Klima um einiges milder. Die Stadt ist außerdem organisierter, als Bogotá. Es gibt eine Metro, mit der auch Menschen, die wie wir die Stadt nicht kennen, problemfrei an ihr Ziel kommen. Und auch die Architektur ist moderner und hochwertiger. Sonntags abends sind wir dann wieder über Nacht mit dem Bus zurück und montags morgens direkt zur Arbeit.

Vor etwa drei Wochen waren Frithjof und Ich sonntags auf einem kleinen Festival namens „Jazz al Parque“ und ein anderes Mal waren wir auf einem Konzert in einem Kino. Letzte Woche hatten wir für fünf Tage Besuch von einer der Freiwilligen aus Medellin, der wir ein wenig die Stadt zeigen konnten und die wir leider ein bisschen in unsere Wohnungssuche involvieren mussten. Außerdem hatte Frithjof letzten Freitag Geburtstag, den wir ausgiebig mit einigen Lehrern und anderen Freunden in einer Salsabar gefeiert hatten.
Dieses Wochenende findet ein Hip-Hop Festival hier in Bogotá statt, bei dem wir gestern Abend waren und auch gleich wieder hinfahren werden.

Also Ihr seht schon, wenn man fit ist, dann kann man sehr viel in Bogotá unternehmen. Allerdings war das leider öfter nicht der Fall bei mir in den letzten Wochen. Einige Male lag ich mit Übelkeit und Magenschmerzen flach. Mittlerweile glaube ich, dass es vor allem durch das fettige Essen bedingt ist, oder aber vielleicht auch einfach dadurch bestimmte Keime etc. nicht abwehren zu können. Vor etwa drei Wochen bin ich von meinem Projekt aus deswegen zum Arzt, also ins Krankenhaus geschickt worden. Ein Tag, den Ich gerne aus meiner Erinnerung streiche, da ich mit dem Taxi, durch den morgendlichen Berufsverkehr, in das relativ weit entfernte Krankenhaus zwei Stunden gebraucht habe. Anschließend habe ich den ganzen Tag damit verbracht im Krankenhaus zu warten und das, obwohl es mir wirklich nicht so gut ging und ich am liebsten einfach im Bett geblieben wäre. Im Endeffekt konnte nichts in meinem Blut etc. gefunden werden, man gab mir eine Spritze in den Hintern gegen die Schmerzen, eine Liste mit Dingen, die ich essen bzw. nicht essen soll und ein Rezept für die Apotheke. Und danach wieder durch den Berufsverkehr nach Hause.

Ich könnte noch viele Dinge mehr beschreiben, aber Ich denke, das reicht für’s Nächste. Um den Bericht abzurunden lässt sich vielleicht sagen, dass wir vor ein paar Wochen eine sehr erfreuliche Feedback-Runde mit allem Lehrern und Mitarbeitern hatten und dass bis dahin ausnahmslos alle sehr zufrieden mit unserer Arbeit und Einstellung waren. Mit dem Spanisch läuft es auch immer besser. Einige Vokabel fehlen aber noch und um mir diese irgendwie anzueignen habe ich mir letzte Woche bei unserem Bazar einige Romane und Geschichten abgreifen können. Bisher habe ich nämlich zum abschalten vor allem deutsche Fantasy-Romane gelesen.

Ich melde mich möglichst schnell wieder und werde die Tage noch weitere Fotos hochstellen.

Bis dahin erst mal tschüss und liebe Grüße

Euer Luis

Ein Gedanke zu „Locombia

  1. Lieber Luis,dein Bericht ist klasse, er hinterlässt einen wundervollen Eindruck von eurer Arbeit, darüber freue ich mich sehr,weil in den letzten skype Gesprächen nur Bruchstücke hier ankamen. Ich denke sehr an euch und es scheint euch echt gut zu gehen, fast nicht für mich zu glauben, wo doch so vieles neu und anders ist -> ihr seid einfach toll!!!! Inzwischen seid ihr umgezogen und habt euch eingelebt? Ich freue mich sehr, dass ihr euch beide habt und gemeinsames unternehmt, trotz langem Arbeitstag. Liebste Grüße an meinen besten Sohn Frithjof von seiner Mutter (ich freue mich schon auf seinen nächsten Bericht, alle warten schon….)

Schreibe einen Kommentar zu Haupt, Gisela Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert