Hast du ein Problem, such ’ne Lösung!

Hallo liebe Leser!
Nach langer Funkstille hier auf meinem Blog ist es noch mal an der Zeit, dass ich etwas von mir hören lasse! Die Zeit vergeht ziemlich schnell in den letzten Monaten. Da waren es eben noch vier Monate Kolumbien und jetzt sind es plötzlich nur noch weniger als Drei. Nach wie vor erlebt man täglich aussergewöhnliche Dinge die allederlings nach mehr als neun Monaten Gewöhnungszeit für mich nicht mehr so aussergewöhnlich wirken. Nach wie vor sieht man viele Motorradunfälle auf der Strasse, Freunde werden ausgeraubt, oder man lernt jemanden kennen, der 15 Jahre im Untergrund bei der Guerilla-Organisation ELN gelebt hat.
Man ist mit der Zeit doch in einem Alltagstrott gekommen. Ich verbringe viel Zeit in der Einrichtung und beim Sport. Ab und an unternimmt man was und häufig haben wir Besuch bei uns Zuhause. In den letzten Monaten besuchen uns vor allem auch andere deutsche Freiwillige, oder Reisende, mit denen wir dann durch die Stadt gezogen sind.


 

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Gruppenfoto: Waldorfschule Cali

Kurz nachdem ich den letzten Eintrag verfasst hatte, sind wir auf das Zwischenseminar nach Medellin/Cali gefahren. Die Woche war eine wirklich besondere Zeit. Es war toll mit allen Kolumbien/Ecuador-Freiwilligen versammelt zu sein, sich austauschen zu können und seine bisherige Zeit zu reflektieren.

Übersetzung: Niemals einen Schritt zurück Freiheit oder Tod

Besonders spannend war ein Abend, an dem wir in Medellin von einem Lehrer & Professor besucht wurden, der viele Jahre bei der Guerilla-Organisation Ejército de Liberación Nacional ( deutsch: Nationale Befreiungsarmee), tätig war. Der Mann, dessen Namen hier keine Rolle spielt, stand uns für alle Fragen, hinsichtlich seiner Vergangenheit, zur Verfügung. Eine Gelegenheit, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Er erzählte uns davon, wie er damals als Student in Medellin dazu kam sich politisch zu interessieren und sich kritisch mit dem System auseinander zu setzen. Und wie es dann dazu kam, dass er anfing ein Doppelleben zu führen. Einerseits als Student und andererseits im Untergrund, als Teil einer bewaffneten Rebellion gegen die Korruption und den konservativen Staat. Er erzählte uns, wie er damals auf die Situation Kolumbiens geblickt hat. Dass zu diesem Zeitpunkt nicht abzusehen war, dass 35 Jahre später die Korruption, die Armut und das verkorkste System immer noch nicht überwunden seien. Für ihn lag die Revolution damals „hinter der nächsten Ecke“. Für mich selbst war dieser Abend auch deswegen so wertvoll, weil ich gemerkt habe, was für ein Idealist dort vor mir saß. Eine Person, die sich nicht dem Schicksal seines Landes und der Welt entzieht, weil sie frustriert darüber ist, dass ein Einzelner nicht die Kraft hat etwas zu verändern. Er hat zwar an einem Punkt gemerkt, dass die Revolution Kolumbiens fehlgeschlagen ist, bestreitet allerdings seither seine eigene kleine Revolution an Schulen und Universitäten. Und auch dieser Beruf ist nicht ganz ungefährlich. Denn es ist nun mal nach wie vor so in Kolumbien, dass über verschiedene Stadtviertel und Landgebiete verschiedene Machteinflüsse herrschen. So liegen Schulen und Universitäten häufig unter dem Einfluss Paramilitärischer Gruppen, Banden, so wie Guerrillagruppen. Für Diese ist es wichtig, dass auch die Bildung in ihrem Bezirk ihrer eigenen Propaganda untersteht, damit zum Beipiel der Verkauf von Drogen erfolgreicher ist. Ein Lehrer, der an solchen Schulen nicht dieser Propaganda folgt, lebt ziemlich gefährlich. So wurde unsere Ansprechperon zum Beispiel auch schon von Schulen vertrieben, indem ein Zettel mit der Aufschrift: „Du hast zwei Stunden, um zu verschwinden, sonst wirst du die Konsequenzen sehen!“ auf sein Auto geklebt wurde. Da solche Morddrohungen in Kolumbien auch in 95% der Fälle umgesetzt werden, sollte man dann möglichst schnell untertauchen. Trotzdem hat er nicht aufgehört weiter zu versuchen die Jugend zu bilden. Also seinen Schüler zu zeigen, dass es Möglichkeiten gibt sich den verschiedenen Machteinflüssen zu entziehen. Dass man nicht mit Drogen dealen muss, um aus seinem Armutsviertel zu entfliehen. Und dass die Schulbücher nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen.

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Gegen Mitte der Woche ging es dann für unsere 19-köpfige Gruppe nach Cali. Die Stadt kenne ich ja mittlerweile schon ganz gut aufgrund der Zeit die ich an Weihnachten dort verbracht habe. Die Stadt mag ich wirklich sehr gerne. Sie hat, im Vergleich zu Bogotá einen ganz eigenen Flair. Sie ist die Stadt des Salsa’s und dieMenschen dort sind so warmherzig, wie ihr Klima! Vor allem habe ich auch über meine Schwester einige Kontakte dort, bei denen ich immer sehr herzlich Willkommen bin.
Übernachtet haben wir in dem anthroposophischem Zentrum Cali’s. Ein wirklich beeindruckendes Gebäude, im Waldrofstil gebaut, aber durch seine stuckähnlichen Bambuskonstrucktionen, trotzdem mit kolumbianischer Baukunst verbunden.

Tagsüber haben wir die Zeit genutzt, uns verschiedene Teile der Stadt anzuschauen, sowie die Waldorfschule Cali’s. Außerdem sprachen wir in verschiedenen Gesprächen, über die Situation in den jeweiligen Projekten und Städten, über die Erfahrungen jedes Einzelnen, oder aber auch über kulturelle Unterschiede und die politische Situation Kolumbiens.
Am letzten Seminartag hatte ich schließlich Geburtstag, in den wir ordentlich rein und raus gefeiert haben. Freitags waren wir zunächst mit einer kleinen Gruppe an der größten öffentlichen Uni Cali’s. Ein Ort, an dem ich sicher viel Zeit verbringen würde, wenn ich in Cali leben würde. Das Unigebäude sieht an einigen Stellen so aus wie ein altes Plattenbauschulgebäude aus den 80ern. Umgeben ist es von einem riesigen Unigelände mit Park, einem See und Sportanlagen. Das Besondere war das spannende und irgendwie zwielichtige Ambiente. Zunächst, weil das komplette Unigelände voller Menschen und jede freie Wand mit linkspolitischen Graffitis überdeckt war. Polizei hat auf das Gelände keinen Zutritt, was hier in Kolumbien nicht unbedingt negativ ist. Studenten studieren an der Univalle in der Regel etwas länger, als an privaten Universitäten. Das liegt allerdings weniger daran, dass die guten Professoren hier lehren, als daran, dass aufgrund von Demonstrationen, Festnahmen und konservativer Politik des Staates, immer wieder Semester ausfallen. Hier findet offener Protest gegen das System statt, in einem Staat, in dem Protest äußerst gefährlich ist. Das Ambiente empfand ich deshalb zwielichtig, weil der Ort mit so vielen jungen Menschen, Musik und kleinen Läden im ersten Moment gefährlich gewirkt hat. Wenn man allerdings genauer hingeschaut hat, waren es eigentlich ganz normale Studenten, die ihr Wochenende einleiten.
Abends sind wir dann, mit der ganzen Gruppe in meinen Geburtstag rein feiern gegangen. Der Club, in dem wir schließlich gelandet sind, war eher mittelmäßig, aber trotzdem wurde es ziemlich spät und es war ein sehr schöner Abend.
Am nächsten Tag mussten wir dann schon um 8 Uhr los. für meinen Geschmack ein wenig zu früh. Unser Seminarleiter hatte sich etwas ganz besonderes für den letzten Tag einfallen lassen und somit sind wir auf eine Finca mit Schwimmbad und Fußballfeld, in ein Dorf namens Villa Rica gefahren, wo uns jede Menge Programm geboten wurde. Zunächst wurde nur geplant, dass eine Hip-Hop Gruppe für uns spielt und uns den Tag organisiert. Schließlich gab es zusätzlich etwa zehn Tanzaufführungen, von örtlichen, größtenteils jugendlichen Tanzgruppen, die uns ziemlich umgehauen haben. Ich schätze es gibt nicht viele Orte auf der Welt wie Cali, in denen jeder gut Tanzen kann. Und wenn diese Leute das dann auch noch professionell machen, dann ist es wirklich sehr sehenswert! Abgesehen davon war die Band der Hammer! Alle haben zu der Musik getanzt, sowohl alle Freiwilligen, als auch die Jugendlichen der Tanzgruppen. Und es war sehr schade, als der Tag dann schon vorbei war. Ein wirklich besonderer Geburtstag.

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Nachdem wir ein letztes mal lecker zusammen gefrühstückt haben, sind dann die anderen Freiwilligen Sonntags abgereist. Frithjof und ich konnten uns allerdings noch zwei freie Tage rausschlagen und haben noch einen Tag in dem Projekt, in dem meine Schwester damals auch war, mitgearbeitet.


 

Zurück in Bogotá ging es schnell wieder in den Alltag zurück. Allerdings haben wir uns mit den Mitarbeitern zusammengesetzt und unseren Arbeitstag noch mal neu strukturiert. Die darauf folgenden Wochen war dadurch immer etwas zu tun. Montags und freitags waren wir weiterhin für den Lebensmitteleingang und ihre Verwaltung zuständig. Die restlichen Tage begannen und endeten zwar weiterhin damit, dass ich bei den verschiedenen Kursen ausgeholfen habe. Des weiteren habe aber ich etwas mehr Zeit mit den Kindergartenkindern verbracht, dadurch, dass wir die Kinder beim spielen im Park und beim Mittagsschlaf betreut haben. Vor allem bei der Betreuung des Mittagsschlafes kam eine Herausforderung mehr auf uns zu. Bedingt dadurch, dass ich alleine den Schlaf von 33 Kindern betreuen muss, die aufgrund ihrer Vergangenheit und Lebensumstände teilweise sehr unruhig schlafen, bettnässen oder lautstark weinen.

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Seit drei Wochen haben sich meine Arbeitsbereiche im Projekt noch mal komplett verändert. Und zwar habe ich die Möglichkeit jetzt gegen Ende des Jahres die Bereiche der Sozialarbeit kennen zu lernen. Dass heißt ich bin jetzt sechs Wochen mit den beiden Sozialarbeiterinnen unterwegs. Wir gehen auf Hausbesuche und ich bin bei den Gesprächen, mit Mitarbeitern, Eltern und der Ärztin bei uns in der Einrichtung dabei. Außerdem gibt sich unsere Sozialarbeiterin viel Mühe mir andere Bereiche der Sozialarbeit zu zeigen. Sie gibt mir Texte, über „unsichtbare Grenzen“ in der Umgebung, erklärt mir verschiedene Familiensituationen, oder gibt mir auch politische Einblicke, wie zum Beispiel in das kolumbianische Gesundheitssystem. Bei den Hausbesuchen geht es meistens darum die Lebenssituation neu hinzugekommener Kinder kennenzulernen, oder bei akuten Problemen auszuhelfen. Dabei bin ich in der Regel eher stiller Beobachter. Aber die Möglichkeit zu haben, dort einen Einblick zu bekommen ist schon Wahnsinn. Diese Woche sind wir zum Beispiel mit einem uralten Renault Líder weiter hoch nach Cazucá gefahren. Die Straßen sind dort nur noch Schotterpisten und die Gebäude sind größtenteils einsturzgefährdete Blechkonstruktionen.

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Projektumfeld: Cazucá

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Das wir mit dem Auto zu einer Hausbesichtigung fahren ist allerdings ziemlich selten. Normalerweise gilt die Regel, dass wir uns von den jeweiligen Familien, beziehungsweise häufig der Mutter, an der Einrichtung abholen lassen. Ist man nämlich mit einer Person aus dem Viertel unterwegs, ist tagsüber eine gewisse Sicherheit gewährleistet. Nachts und alleine sollte man hier nämlich wirklich keinen Fuß reinsetzten.

Außerdem muss ich sagen, dass unsere beiden Sozialarbeiterinnen wirklich sehr kompetent sind und man sehr viel von Ihnen lernen kann. Man merkt schnell, dass man für diesen Beruf und in diesem Umfeld sehr viel Erfahrung, aber auch Einfühlsamkeit mitbringen muss. Meistens beschäftigt sich die Arbeit nämlich mit Müttern, deren Probleme vor allem darin bestehen, dass sie körperlich und sexuell misshandelt werden, oder dass sie arbeitslos sind und somit auf Müll sammeln, Gelegenheitsjobs, oder andere Wege der Geldbeschaffung angewiesen sind. Außerdem bekommen die meisten Frauen schon sehr jung Kinder, so dass es nicht selten ist, dass eine 22jährige alleinerziehende Mutter bereits mehr als drei Kinder besitzt und damit völlig überfordert ist. Hinzu kommen Drogenprobleme, Abgrenzung der Gesellschaft, fehlender Schulabschluss, geschweige denn eine Schule besucht zu haben, so wie die prekäre, häufig illegale Wohnsituation, die häufig aus der Vertreibung ihres ursprünglichen Wohnortes rührt.

Das besondere an dem Projekt Ces Waldorf ist, wie ich momentan noch mal feststellen kann, dass es so ganzheitlich die Probleme der Gemeinde betrachtet. Im Kindergarten wird sich um die Kleinsten der Familie gekümmert und im Jugendlichenprogramm um die schon etwas Größeren. Allerdings wäre diese Unterstützung nicht viel Wert, wenn man nicht über die Sozialarbeit auch die Eltern der Kinder betreuen würde. Denn das Kind kann von 8-16Uhr noch so geborgen in unserem Kindergarten betreut werden, wenn es danach nach Hause zu seiner Mutter kommt, die es nicht als ihr Kind akzeptiert, oder die Opfer häuslicher Gewalt ist. Außerdem wird über unseren Psychologen und unsere Ärztin die physische und phsychische Gesundheit unserer Familien betreuet. Denn wenn ein Kind zum Beispiel keine Brille besitzt, dann kommt es auch mal vor, dass es in der 6. Klasse immer noch nicht lesen und schreiben kann. Allerdings ist das auch dadurch bedingt, dass die Schulen hier in der Umgebung völlig überfordert sind. In einer Klasse sind manchmal bis zu 60 Kinder. Da ist die persönliche Betreuung einzelner Schüler gar nicht möglich. Zum Beispiel betreuen wir einen Jungen, der in der 4. Klasse ist und starke Defizite in Mathe, Lesen und Schreiben aufweist. Die Lösung der Schule, war diesen Jungen wieder in die erste Klasse zurückzusetzen. Das muss man sich mal vorstellen, dann ist dieser Junge in vier Jahren 14 Jahre alt und sitzt mit 10-jährigen in einer Klasse und kann vermutlich immer noch nicht lesen. Bei solchen Fällen versuchen wir einzugreifen. Wir haben mit der Schule gesprochen und erreicht, dass der Junge nur ein Jahr zurückgesetzt wird und zusätzliche Betreuung von uns, so wie von der Schule erhält. Bei zwei weiteren Beratungsgesprächen, bei denen ich dabei war ging es um häusliche Gewalt und unsere Hilfe der Mutter gegenüber aus dieser Situation zu entfliehen. Dabei versuchen die Sozialarbeiterinnen den Müttern ihre Möglichkeiten aufzuzeigen und sie seelisch aufzubauen. Das Motto hierbei ist:

„Hast du ein Problem, so schlimm es auch sein mag, es gibt    immer ein Lösung“.

Insofern die Person bereit ist Opfer zu bringen und sich wirklich für einen Wandel einzusetzen. Manche Mütter nutzen zum Beispiel unser Angebot ihren Schulabschluss nach zu machen. Sodass sie jeden Samstag in unserer Einrichtung unterrichtet werden und somit innerhalb eines halben Jahres, ein ganzes Schuljahr nachmachen können.
Und letzte Woche wurde mir erzählt das eine Mutter 19 Kinder hat und ihre älteste Tochter nicht mal 20 ist und auch schon zwei Kinder hat.
Gestern hatte ich die Möglichkeit mit dem oben schon angesprochen Mädchen bei einem Optikertermin im Stadtzentrum dabei zu sein. Wie sich herausgestellt hat, hat das fast 14 jährige Mädchen eine sehr starke Sehschwäche und konnte auf vier Meter Entfernung nicht mal die zweite Reihe der Zahlen bei dem Sehtest erkennen. Also so groß wie eine Handfläche. Das Mädchen hatte zwar mal eine Brille, aber die ist vor 5 Jahren kaputt gegangen und aus Geldmangel konnte keine neue Brille angeschafft werden. Allerdings war der Mutter auch nicht bewusst, wie wichtig eine Brille für ihre Tochter ist. Da ihr Sehvermögen nämlich ohne Brille so schlecht ist, konnte sie noch nie erkennen, was in der Schule an der Tafel stand. Dass sie jetzt starke Defizite in de Schule aufweisst, aber auch sonst sehr introvertiert ist, ist die Folge davon nicht in der Lage zu sein 50€ dafür übrig zu haben. Als das Mädchen sich dann die Brille aufgesetzt hat, musste sie und wir mit ihr, erst mal lächeln, denn sie konnte in etwa 10mal so gut sehen. Und als sie dann versuchen sollte zu laufen, war das für sie kaum möglich, da sich das Gehrin nach so langer Zeit auf die schlechte Sicht eingestellt hat. Die Optikerin sagte, dass wenn man in solchen Fällen noch länger wartet, es sein kann, dass auch eine Brille nicht mehr viel bringt, da sich das Gehrin nicht mehr umstellen kann.

Ansonsten hatten wir neben der Sozialarbeit den ein oder anderen Chorauftritt mit den Jugendlichen, bei denen teilweise auch deutsche Lieder gesungen werden. Bei den verschiedenen Epochenabschlüssen werden immer wieder die Projekte der letzten Epoche vorgestellt. Und gefühlt jeden zweiten Freitag feiern wir mit unseren Mitarbeitern einen bestimmten Tag, wie z.B. Frauentag, Männertag, Vatertag, Muttertag, Tag des Lehrers etc.. Alles schon fast ganz normal.

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Außerdem hat sich unser deutscher (nicht Weltwärts) Mitfreiwilliger Phillip bereits vor ein paar Wochen von uns getrennt, um noch reisen gehen zu können. An seinem Abschiedstag hier in der Einrichtung ist mir noch mal klar geworden, wie viel Glück ich mit unserer Einrichtung habe. Man konnte einfach fühlen, dass wir nicht einfach nur irgendwelche Praktikanten sind, die hier ein Jahr lang im Weg rumstehen. Sondern man hat gesehen, wie sehr man sich zu der Familie der „Corporación“ zugehörig fühlt und das man auch einen echten Verlust für die Mitarbeiter und die Einrichtung darstellt, wenn wir gehen.

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Foto mit Phillip


 

Das Mottorad besitze ich immer noch. Zwar hatte Ich zwischenzeitlich einen Motorschaden, da ich das mit dem Ölnachfüllen etwas vernachlässigt habe. Trotzdem war die Reparatur noch relativ günstig und auch sonst hatte ich bisher sehr viel Glück, ohne schlimmeren Unfall davon gekommen zu sein. Frithjof hatte nämlich nicht so viel Glück, da sein Motor noch viel schlimmer zerstört war und er sein Motorrad unglücklich verkaufen musste. Naja dafür bin ich jetzt sein Chauffeur auf dem zum Projekt. Ich werde wirklich froh sein, wenn ich es dann verkauft habe und alles hingehauen hat.

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Unser Projektleiter war letztes in Bogotá und als er im völlig überfülltem Transmileniobus stand, hatte er Verständnis dafür, dass wir lieber mit dem Motorrad fahren.

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Berufsverkehr in Bogotá


Mit unserer Wohnung sind wir immer noch sehr zufrieden. Allerdings hatten wir einige Probleme mit unserer Mitbewohnerin. Was genau passiert ist möchte ich jetzt ungern hier erläutern, aber es gab jede Menge Lügen und jetzt ist sie schon seit mehr als zwei Wochen nicht mehr in der Wohnung. Aber dafür halten Frithjof und Ich immer zusammen, erzählen uns alles und vertrauen uns auch. Und wir fangen auch an ihr ein klein wenig zu vergeben, so dass das vielleicht auch wieder wird.

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Neben dem Projekt verbringe ich momentan fast meine Komplette Freizeit beim Sport. Nach wie vor bin ich im Cheerleadingverein, der mich momentan mit 3-4 die Woche Pflichttraining ziemlich einspannt. Diesen Monat habe ich noch zwei Wettkämpfe und danach werde ich den Verein verlassen, um die letzten Wochenenden noch etwas freier genießen zu können. Ich reiche euch dann noch ein Video vom Wettkampf nach, damit ihr eine Vorstellung davon bekommt, was dieser Sport wirklich ist. Vorletztes Wochenende ging es mit dem ganzen Cheerleadingverein nach Villeta, zwei Stunden außerhalb von Bogotá im Warmen, auf einen Campingausflug, zu dem ich auch mit dem Motorrad hingefahren bin. Ich schätze diese Gelegenheit, dass man mit 80 Kolumbianer_innen, als einziger Ausländer so einen Ausflug machen kann, bekommt man nicht sehr häufig.

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Außerdem bin ich jetzt seit einigen Wochen auch wieder Kunstturner. An den Verein bin ich wieder typisch kolumbianisch rangekommen. Ich habe nach dem Cheerleadingtraining 2 Minuten mit einer Bekannten von einem Freund gequatscht, die mir die Woche darauf im Hauptsportzenztrum Bogotá’s einen Trainer vorgestellt hat. Wie sich dann herausgestellt hat, ist mein Kontakt selbst in der kolumbianischen Cheerleading Nationalmannschaft und der Turntrainer Trampolinspringer in der kolumbianischen Nationalmannschaft. Also genau das, was ich gesucht habe! Und so kommt es, dass ich momentan 5-6 mal die Woche beim Sport bin, was mir richtig gut tut. Ich meine wann kommt man noch mal dazu so viel Zeit in Sport zu investieren. Nächstes Jahr beim Studium wahrscheinlich nicht mehr.


Fast hätte ich es vergessen. An Ostern hatte ich eine Woche frei. Also habe ich mich direkt Freitagmittag auf den Weg nach Ecuador per Bus gemacht. Die Busfahrt von Bogotá nach Quito hat ganze 35 Stunden gedauert. Trotzdem ist es denke ich schöner mit dem Bus zu fahren, als den Flieger zu nehmen, denn auf der Strecke wird man Zeuge der verschiedensten Klimazonen. Innerhalb weniger Stunden ist man in einer völlig anderen Natur. Das hat man in Europa so nicht! In Ecuador habe ich dann einen Tag in Quito verbracht und konnte zum Glück bei einem Mann unterkommen, den ich im Bus kennen gelernt habe. Anschließend bin ich dann weiter nach Mindo, ein kleines wunderschönes Dörfchen etwa 2 Stunden von Quito entfernt, gefahren, um dort eine Freundin aus Hennef besuchen zu gehen. Nach zwei Tagen in Mindo sind wir dann gemeinsam los an die Küste in einen sehr schönen alternativen Surferort gefahren. Und dann ging es auch schon ganz bald zurück nach Hause. Allerdings mit einem Zwischenstopp in Otavalo. Eine sehr indigen geprägte Stadt, die für ihren tollen Klamotten und Kunstmarkt, so wie ihren nicht ganz so tollen Tiermarkt, bekannt ist. Es war eine sehr besondere Woche. Ein mal, weil ich in so kurzer Zeit an so viele verschiedene wunderschöne Orte gekommen bin. Und weil es noch mal richtig schön war Zeit mit jemandem zu verbringen, den man schon lange kennt! Danke für den schönen Urlaub Anna! 🙂

Ich denke die Fotos sprechen für sich!

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In 10 Wochen geht es schon wieder Heim! Wenn ich das den Leuten hier erzähle, fragen sie mich immer, ob ich denn nicht bleiben möchte. Und meine Antwort ist dann in der Regel, dass ich nicht gehen möchte, aber mich auch trotzdem darauf freue zurückzukommen. Hier wird es mit Sicherheit ganz schwer werden meine Freunde zu verabschieden, oder auch die Kinder und Mitarbeiter aus dem Projekt. Ob ich die Stadt an sich mal vermissen werde, wird sich dann zeigen, aber ich glaube eher nicht.
Auf der anderen Seite freue ich mich auch schon auf den Sommer in Deutschland, mit den alten Freunden im Hof und Teich, mit Musik und vielleicht einem leckerem Hefe-Weizen, oder einem Vollkornkäsebrot.
Außerdem habe ich den Plan mit dem Medizinstudium in Freiburg fallen lassen und mich für Medizin in Leipzig beworben. Ich hoffe sehr, dass das jetzt auch alles so hinhaut mit der Zusage! Die Entscheidung, mich doch noch mal neu zu bewerben kam ziemlich spontan, fühlt sich aber sehr gut an! Ich glaube in Leipzig werde ich mich wohl fühlen. 🙂

Das war es erst ein mal wieder von mir! Ich denke einen letzten Abschlussbericht wird es noch geben!
Ansonsten kündige ich hier schon mal an, dass es, wenn ich wieder zurück bin, für jeden Spender, Folger und Interessierten einen Foto/-Pizzaabend geben wird!
(P.s. Hier ganz Liebe Grüße an meine Mama!)

Und das ich mich über Feedback und Kommentare freue, wisst ihr ja!

Luis

Toto La Momposina – El Pescador

Halbzeit

Hallo Liebe Leser,

seit meinen letzten Blogeintrag ist einiges geschehen. Ich habe mich in den letzten Monaten immer besser hier in Kolumbien und auch in Bogotá eingelebt. Ich hatte zum Jahresabschluss eine wunderbare Zeit in der Einrichtung, habe einen Sport gefunden, der mich voll auspowert, aber auch ganz viel neue Energie gibt. Und letztendlich habe ich viele neue Leute kennengelernt.Am besten fange ich dort an, wo ich beim letzten Blogeintrag aufgehört habe.
Wir, das heißt mein Mitfreiwilliger Frithjof, unsere kolumbianische Mitbewohnerin, mit der wir auch vorher schon zusammengelebt haben und Ich, wohnen jetzt seit drei Monaten in der neuen Wohnung, in der wir uns sehr wohl fühlen. Wir haben große Zimmer, mit einem super Ausblick und einer Dachterrasse. Wir wohnen im Stadtteil Galán und somit zwar in keinem besonders angesagtem Stadtteil, jedoch nicht all zu weit weg vom Zentrum und relativ nah an der Einrichtung. Unsere erste eigene Wohnung eben! Mit der Wohnung kam eigentlich alles anders, als ich es mir vor Abreise vorgestellt habe. Eigentlich hatte ich den Wunsch in einer Familie zu leben, was normalerweise auch üblich ist. Im Nachhinein bin ich froh, dass wir in der eigenen Wohnung leben. Somit haben wir zwar auf der einen Seite mehr Arbeit, wie zum Beispiel selber waschen und kochen zu müssen, dafür haben wir aber Freiheiten, die viele anderen Freiwilligen häufig nicht haben. Wir können zu jeder Zeit Freunde einladen, etwas kochen, oder Musik hören. Es ist uns selbst überlassen, ob unser Zimmer aufgeräumt ist oder wann wir nach Hause kommen. Die Einrichtung hat uns außerdem Betten, ein Sofa, Schränke, Kühlschrank, Herd, Töpfe etc. zur Verfügung gestellt, sodass wir uns wirklich wohl fühlen.
SportBeim letzten Eintrag habe ich berichtet, dass ich auf der Suche nach einem Turnverein war. Kurze Zeit danach bin ich in eine Halle gefahren, die ich irgendwie über das Internet gefunden habe. Der Trainer, der mich für diesen Tag eigeladen hatte, fragte mich, ob ich gerne mit seiner Trainingsgruppe trainieren würde und das tat ich dann auch. Wie sich die Wochen darauf herausgestellt hat, war diese Trainingsgruppe dann ein Cheerleadingteam und die ganze Halle hauptsächlich für diesen Sport ausgerichtet. Dann kam, wie es kommen sollte und ich wurde gefragt, ob ich nicht bei einem großen Wettkampf in Cali dabei sein möchte. Und somit trainierten wir vor den Ferien etwa sechs Wochen zehn Stunden die Woche. Jeden Samstag und Sonntag jeweils drei Stunden und unter der Woche auch. Im Nachhinein war es die beste Entscheidung, die ich bis jetzt hier in Bogotá getroffen habe. Zunächst ein mal, weil der Sport an sich, und ich fand ihn vorher auch bescheiden, einfach klasse ist. Ihr stellt euch wahrscheinlich mit Pompom tanzende Mädchen neben einem Footballspiel vor. Aber Cheerleading als Wettkampfsport unterscheidet sich davon sehr stark. Zunächst sind Jungen und Mädchen gemischt. Dann besteht der Sport aus Bodenturnen, Akrobatik, mit Hebungen und Würfen, verschieden synchronen Sprungkonstellationen und am Ende der Übung einem Tanzteil.
Das Training ist das härteste, das ich je betrieben habe. Wir haben einige kompetente Trainer, die vor allem auch darauf achten, dass wir an unser Physis und Flexibilität arbeiten.
Am ersten Ferienwochenende sind wir dann mit drei Teams über Nacht im Reisebus zu dem Wettkampf nach Cali gefahren. Der Wettkampf war ziemlich unorganisiert, aber auch ziemlich groß. Insgesamt waren es in etwa 3000 Teilnehmer in 100 Teams über alle Alters und Schwierigkeitsklassen verteilt. Es hieß vorher wir hätten unseren Auftritt etwa zwischen 12Uhr und 14Uhr, am Ende kamen wir dann nach Stundenlangem warmhalten erst gegen 19Uhr dran. Vor allem zum Leid meiner Schwester und zwei Freiwilligen aus Cali, die ihren ganzen Tag in der Halle verbracht haben. Die richtig starken Vorführungen kamen nämlich erst nach uns und zum Schluss gab es sogar noch eine Vorführung auf Olympianiveau. Dafür habe ich mit meinem Team im mittleren Schwierigkeitsgrad von 10-12 Mannschaften gewonnen! Das warten hatte sich also gelohnt glaube ich. Aber nicht nur der Wettkampf an sich war eine schöne Erfahrung, sondern das ganze Wochenende an sich. Wir sind mit unserem Verein „Synergy“ mit drei Teams angereist. Also mit etwa 75 Leuten. Größtenteils im Alter zwischen 16 und 25. Es war auf der einen Seite etwas besonderes, weil die meisten von Ihnen lange sparen mussten, um den Wettkampf und die drei Tage in Cali bezahlen zu können. Dadurch waren die Leute aber um so besser drauf und wirkten glücklich ihre Probleme im kalten Bogotá zu lassen und drei Tage im heissen Cali zu verbringen. Auf der anderen Seite war ich der einzige Ausländer unter Kolumbianern und alle waren total aufgeschlossen und wollten mich kennen lernen. Ich hatte die Gelegenheit die Kolumbianer noch mal ganz anders kennen zu lernen. Auf den Strassen tanzen sie dann am helllichten Tage. Und zwar nicht nur so ein bisschen. Eher als würden sie für Geld in einer Bar tanzen Die zwei Tage danach haben wir eigentlich nur im Schwimmbad verbracht und Akrobatikelemente im Wasser geübt. Witzig war, dass es hier in Kolumbien, oder zumindest in Bogotá absolut nicht üblich ist, einen Sprungturm im Schwimmbad zu haben geschweige denn häufig in eine Schwimmbad zu gehen. So kam es dann, dass sogar nicht ein mal die Trainer, die teilweise Doppelsaltos und Saltos mit dreifacher Schraube auf dem Boden machen, sich fast nicht trauten vom Dreier zu springen. Da konnte ich dann ein paar Sachen vorführen.

Seit dem ich wieder zurück in Bogotá bin, bin ich fast jeden zweiten Tag in der Halle am trainieren. Mit einer Gruppe habe ich ziemlich engen Kontakt und wir haben jetzt auch schon einiges miteinander unternommen. Für die Leute die dort in der Halle trainieren ist das Team wie eine zweite Familie und ich merke wie ich auch Teil dieser Familie werde.

Auch im Projekt haben wir das Jahr vor den Ferien schön abgeschlossen. Da die Jugendlichen die letzten Wochen vor den Ferien bereits schulfrei hatten, fiel morgens und nachmittags der Teil mit der Hausaufgabenbetreuung weg. Somit hatten wir viel Zeit, die wir kreativ gestallten konnten. Wir konnten mehr Zeit mit dem Chor üben und die „Clausura“ – den Jahresabschluss- vorbereiten. Für diesen Abschluss haben wir mit allen Jugendlichen gemeinsam ein Theaterstück auf die Beine gestellt. Dabei waren die Schüler aus dem Theaterkurs die Schauspieler, mit dem Kunstkurs haben wir das Bühnenbild erstellt, mit Handarbeit und Numeros&Letras die Kostüme und mit dem Musikkurs die musikalische Begleitung des Stücks.
Der Tag der Clausura war dann etwas ganz spezielles. Ein bisschen wie bei einem Waldorfbazar, wurden, die im Laufe des Jahres erschaffenen Kunstwerke ausgestellt. Die Kinder des Musikkurses spielten Stücke vor und schließlich gab es jeweils morgens und nachmittags eine Theatervorstellung, bei der wir das Bühnenbild verstellt haben, einen Chorauftritt, bei dem wir mitsangen und eine Aufführung derjenigen Kindergartenkinder, die jetzt nach den Ferien eingeschult werden.

Neben den Vorbereitungen gab es auch viel Zeit, die man für sich selbst nutzen konnte. Ich hatte oft die Gelegenheit Gitarre zu üben, oder mit den Kindern zu quatschen. Dabei konnte ich viele Kinder noch mal besser kennen lernen und jetzt nach den Ferien merkt man wie sehr man sie vermisst hat und vor allem auch wie sehr sie uns vermisst haben.

Darüberhinaus kam vor den Ferien noch ein weiterer deutscher Freiwilliger namens Philip hinzu. Auch das macht uns den Arbeitsalltag im Projekt angenehmer. Für die Arbeiten, die wir für die Küche erledigen müssen, haben wir einen Helfer mehr und auch sonst sind es jetzt nicht immer Frithjof und Ich, die irgendwo aushelfen, sondern wir können ein bisschen freier rotieren und schauen, wie wir uns aufteilen.

Wie es dazu kam, dass ich einen Polizisten bestach.

Des weiteren habe ich mir vor den Ferien ein Motorrad zugelegt. Den Führerschein zu bekommen war nicht so schwer. Ich musste der Frau in der Fahrschule lediglich versichern, dass ich bereits Motorrad fahren kann und für jede imaginäre Fahrstunde, die ich (nicht) gemacht habe, eine Unterschrift und insgesamt etwa 120€ da lassen. Eine Woche später konnte ich mir dann schon den Führerschein abholen. Mit Frithjof und einem Bekannten, der ein bisschen mehr Ahnung von Motorrädern hat, sind wir dann eine Woche später die Motorräder, an einem Ort kaufen gegangen, an dem es weit und breit nur gebrauchte Motorräder auf der Strasse und in den Läden zu sehen gibt. Um dann zu lernen, wie man tatsächlich Motorrad fährt, blieb dann eigentlich nicht mehr viel Zeit. Das musste man dann halt einfach schnell beherrschen.

Für meine Freizeit hat die Anschaffung des Motorrads einen sehr großen Wert! Zur Einrichtung fahren wir jetzt nur noch etwa 25 Minuten anstatt 1-1,5 Stunden und zum Sport spare ich verhältnismäßig sogar noch mehr Zeit. In einer Stadt, in der die öffentlichen Verkehrsmittel so teuer und unpraktisch sind, ist man mit einem Motorrad viel flexibler und freier.
Blöd ist es nur dann, wenn man bei einer der unzähligen Polizeikontrollen, aus dem Verkehr gezogen wird. Denn dann kann die Polizei, mit ein bisschen Pech, immer etwas beanstanden. Als ich nach den Ferien wieder zurück in Bogotá war, waren die Papiere von dem Motorrad abgelaufen, sodass ich, wie mir bewusst war, gar nicht fahren durfte. Allerdings dachte ich mir, dass mich in den 15 Minuten zur Motorradstrasse, doch bestimmt keine Kontrolle rausfischen wird. Denkste.. Direkt an der nächsten großen Straße wurde ich rausgewunken. Total nervös und mit Herzrasen erklärte ich dem jungen Polizisten, dass ich ja auf dem weg bin, um die neuen Papiere zu besorgen. Unter normalen Umständen hätte er mich direkt vom Motorrad absetzen lassen, es dann eingesackt und ich hätte insgesamt sicher 400€ Strafe zahlen müssen. Ich fragte ihn, ob er nicht eine Ausnahme machen kann, und dass ich nicht wusste, dass die Strafe so hoch sei. Und tatsächlich hat er mich weiterfahren lassen, allerdings unter der Bedingung, dass ich ihm, ohne dass die anderen Polizisten es sehen, eine Limo ausgebe (etwa 20€). Also bin ich noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen und er hat sich seinen Tageslohn verdoppelt.

Weihnachtsferien

In der Weihnachtszeit hatte ich Besuch von meiner Schwester Zoë und meiner Mutter. Zunächst war ich aber noch alleine unterwegs. Nach dem Wettkampf in Cali bin ich nicht, mit den anderen aus dem Team, wieder zurück nach Bogotá gefahren, sondern direkt von dort aus nach Santa Marta an die Karibik geflogen. Nach einer Nacht in einem super nettem Hostel im heissen Santa Marta bin ich weiter nach Palomino gereist. Ein kleines Dörfchen an der Karibik. Dort konnte ich mir direkt am Strand eine Hängematte zum Übernachten suchen. In Palomino blieb ich drei Tage, in denen ich von dort aus Ausflüge unternommen habe. Unterwegs war ich hauptsächlich mit Kolumbianern, da ich nicht so Lust auf internationale Touristen hatte. Einen Tag habe ich eine Tour in ein indigenes Dorf gemacht. Naja die Tour war dann eine Zweipersonentour. Meine 17 jährige Führerin, die dort in der Gemeinschaft aufgewachsen ist und Ich. Es war etwas ganz besonderes, da es normalerweise nicht so einfach ist, in eine so wenig von außen und von Tourismus beeinflusste Gemeinde hineinzukommen. Wir wanderten einige Stunden durch traumhafte Natur und verbrachten den halben Tag am Fluss, der so klar war, dass man aus ihm trinken konnte. Wir hatten sogar die Möglichkeit in einer Hütte auf einem Feuer Essen zu kochen, dafür dass wir der indigenen Familie im Gegenzug Seife und andere Dinge gegeben haben. Diese Familien leben dort sehr einfach und besitzen kaum Dinge, die von außen hineingebracht werden. Die Männer arbeiten tagsüber auf Feldern und die größtenteils sehr jungen Mütter kümmern sich um die Hausarbeit und die Kinder. Einige Mütter waren nicht mal älter als zwölf. Die Kinder konnten tun und lassen was sie wollten. Auch die ganz Kleinen liefen außer Sichtweite der Mütter alleine am Wasser rum. Und andere haben die ganze Zeit nur Mist gebaut. Das Leben dort hatte etwas sehr friedvolles und freies.
Einen anderen Tag bin Ich mit einem Costeño (Küstenbewohner) und einem Mädchen aus Bogotá weiter nach hoch nach Guajira gefahren, wo es je weiter nördlich man kommt, immer trockener wird. Dort sind wir dann mit einem Einbaum durch eine Lagune gesegelt auf der Suche nach Flamencos. Mit Erfolg
Anschließend ging es dann für mich in den Nationalpark Tayrona. Ein Reisetipp für alle, die mal an die Karibik reisen möchten! Allerdings auch sehr touristisch. Dort habe ich weitere drei Tage verbracht. Größtenteils mit einem argentinischem Paar und zwei Kolumbianern, die ganz spontan mit dem Motorrad ans Meer gefahren sind. Ich denke die Fotos sprechen für sich!
Über Santa Marta ging es dann auch leider schon viel zu früh wieder zurück nach Cali. Dort habe ich über Weihnachten und Silvester zehn Tage mit meiner Mutter und meiner Schwester Zoë verbracht. Es war wirklich eine sehr entspannte Zeit, die wir im warmen Cali, bei Bekannten in einem wunderschönem Haus verbracht haben. Zehn Tag Urlaub, ohne sich um Essen oder Waschen kümmern zu müssen. Dadurch dass es eine deutsch-kolumbianische Familie ist, die sogar einen Bioladen besitzt, gab es sogar Vollkornbrot und Laugenbrötchen! Am liebsten wäre Ich geblieben.
Von Cali aus haben wir außerdem viele schöne Ausflüge auf Fincas, Flüsse und die Feria de Cali (Karneval) gemacht.
Zum Schluss der Ferien ging es dann noch an den Pazifik. Ganz anders als die Karibik, aber doch auch nicht minder schön! Im Dorf La Barra verbrachten wir dort noch drei, durch die feuchte Hitze bedingt, schlaflose Nächte. Das Dorf, wie wir es jetzt kennengelernt haben, gibt es erst seit sehr kurzem, da das Meer vor zwei/drei Jahren stark angestiegen ist und über einen Kilometer an Land verschluckt hat. Das alte Dorf, mit Schule, Häusern Kirche etc. Gibt es also gar nicht mehr. Am Strand gab es dadurch sehr viele Überreste dieses alten Dorfes. Und leider auch sehr viel Müll.
Trotzdem wirkten die Menschen dort nicht unglücklich. Sie leben vom Fischfang und dem bisschen Tourismus, den es dort gibt. Angenehm war es vor allem, trotz unseres europäischem Aussehens, in einer afrokolumbianischen Gemeinde, völlig ungestört und unbelästigt unsere Zeit verbringen zu können. Das war an der Karibik häufig ganz anders.
Vom Pazifik aus ging es dann wieder über Cali zurück nach Bogotá. Zunächst mit meiner Mutter, der Ich noch die Stadt und meine Wohnung zeigen konnte. Unter der Woche hatte ich von einem Freund, der von Cali aus mit dem Motorrad vorbei kam, Besuch. Und schließlich noch von meiner Schwester. Auch wenn ich es vorher nicht für möglich gehalten hätte, war es dann sehr schön im kühlen Bogotá anzukommen. Dort endlich wieder gut schlafen zu können und vor allem nicht von Mücken zerstochen zu werden! Und es war dann schon fast wie das eigene Bett und ein Gefühl des nach Hause Kommens.

Vorsätze für das neue Jahr:

Dieses Wochenende haben wir doch tatsächlich schon Halbzeit gefeiert und ich merke, dass ich noch so viele Dinge unternehmen und erleben möchte. Zunächst möchte ich Salsastunden nehmen, da ich im letzten halben Jahr so häufig schon in die Situation kam, dass mich ein Mädchen zum tanzen aufgefordert hat und es mir dann nicht so richtig Spaß gemacht hat zu tanzen, weil ich es nicht richtig konnte. Außerdem habe ich mir vorgenommen weiterhin so viel Sport zu machen und mich bitte nicht dabei zu verletzten! Und für das Projekt würde ich mir wünschen noch etwas mehr mit den Sozialarbeitern auf Hausbesuche mitgehen zu können.

Wie geht es mir momentan?

Heute Nacht geht es für Frithjof und mich auf unser Zwischenseminar, dass zunächst in Medellin stattfindet und dann in Cali fortgeführt wird. Darauf freue ich mich schon sehr. Wir werden mit allen 20 Kolumbien und Ecuador Mitfreiwilligen zusammenkommen und dort sicher noch mal viel über Kolumbien und die Erfahrungen der anderen erfahren. Obwohl wir uns mit dem Großteil der Freiwilligen schon getroffen haben. In den letzten Wochen und auch vor den Ferien hatten wir fast jede zweite Woche andere Freiwillige bei uns zu Besuch, teilweise auch aus Peru und Ecuador, die wir häufig mit dem Motorrad am Flughafen abgeholt haben und mit in die Einrichtung nehmen konnten. Und ich denke alle von ihnen waren beeindruckt von der Einrichtung und der vielfältigen Arbeit, die wir machen.

Nach dem Seminar haben wir noch mal eine Woche an Semana Santa frei und eventuell noch eine Woche im Juli. Gerne hätten wir auch so viel Reisezeit, wie die meisten der anderen Freiwilligen, aber unser Projekt schließt, bis auf die vier Wochen in der Weihnachtszeit nicht. Dafür gibt es aber noch etliche Feiertage, die hier in Kolumbien immer auf den Montag gelegt werden. Demnächst fahre ich dann an so einem Wochenende mit ein paar Leute vom Sport nach Melgar, eine Stadt, die etwa 2 Stunden von Bogotá entfernt im warmen liegt und mit Schwimmbädern, Hotels und Großraumdiscotheken lockt. Eigentlich nicht so ganz mein Fall, aber mit den Leuten auf jeden Fall sehr witzig!
Momentan habe ich das Gefühl hier so richtig angekommen zu sein. Im Projekt läuft es gut,wir haben eine Wohnung gefunden, in der wir uns wohl fühlen, mit dem Sport habe ich auch in meiner Freizeit ein Beschäftigung und eine Herausforderung und mit den Leuten die ich dort kennen gelernt habe macht es total viel Spaß Zeit zu verbringen.

Es ist schwer sich vorzustellen so bald schon all diese Dinge in so weiter Ferne zu lassen und sich in Deutschland diese Dinge wieder neu aufbauen zu müssen. Auf der anderen Seite gibt es auch viele Dinge, die man vermisst. Zum Beispiel echte Freunde, denen man Dinge anvertrauen kann, oder ein gutes vollwertiges Frühstück Die letzten Wochen habe ich mich viel mit meinem Studienwunsch auseinandergesetzt. Dabei habe ich mich jetzt fest dafür entschieden ab nächstem Jahr Medizin zu studieren. Allerdings bin ich mir noch ein bisschen unschlüssig, ob ich meine sichere Zusage für Freiburg annehmen möchte, oder mich mit der Gefahr nicht genommen zu werden noch mal neu bewerbe.

Ich glaube das reicht soweit erst mal von mir. Allerdings werdet ihr sehr bald wieder etwas von mir hören. Dann werde ich mich vor allem auf die Situation in unserem Projekt beziehen.

Danke, wenn ihr bis hier hin gelesen habt! Über Feedback freue ich mich immer sehr!
Euer Luis

Kolumbien – wirklich so anders?

Wie versprochen, folgt ganz bald der nächste Artikel, in dem ich ein paar Dinge abseits der Arbeit beschreibe und beantworte. „Wie, jetzt schon?“ – Ja, wir hatten gestern und heute frei, weil die Busunternehmen in ganz Bogotá streiken und wir so leider nicht ankommen konnten. Also genießen wir mal ein paar freie Tage.

Ich bekam vor meiner Reise und auch währenddessen oft die Frage gestellt:“ Ist es denn wirklich so gefährlich in Kolumbien?“
Die Frage zu beantworten fällt mir ein bisschen schwer, weil ich nicht möchte, dass Kolumbien immer nur mit seiner Gefährlichkeit assoziiert wird. Andererseits ist sie auch Bestandteil unseres Jahres und sollte auf jeden Fall erläutert werden.
Zunächst lässt sich erst mal sagen, dass Frithjof und mir, in den ersten etwas mehr als zwei Monaten, noch nichts passiert ist und dass, obwohl wir uns bisher ziemlich frei bewegt haben.
Trotzdem ist die Unsicherheit ein Teil unseren Lebens hier. Es wird einem von vielem Seiten geraten, bestimmte Bezirke der Stadt zu meiden, wobei trotzdem immer wieder betont wird, dass ganz Bogotá unsicher sei. Man könnte also immer damit rechnen, dass man auf offener Straße ausgeraubt wird, vor allem wenn es dunkel ist. Einer Lehrerin aus dem Projekt wurde letzte Woche im Bus, von drei mit Pistolen bewaffneten Personen, die Tasche geraubt. Das würde in Deutschland wahrscheinlich direkt in die Zeitung kommen.
Man macht sich hier also immer Gedanken: „Was nehme ich mit. Will ich wirklich den Rucksack mitnehmen? Und gar nichts dabei zu haben ist viellicht auch nicht gut, weil es im Falle eines Überfalls vielleicht unglaubwürdig wirken könnte.“ Und ich will nicht wissen, was bei einem Überfall, im Frust, alles passieren kann.
Letztes Wochenende waren wir Sonntags- und Montagabends auf einem einem Hip-Hop Festival, ganz in der Nähe. Auch hier hieß es vorher, dass es gefährlich sei, aber das heißt es, vor allem von Seiten der etwas älteren und besorgteren Lehrerinnen aus unserem Projekt, häufig. Das Festival war wirklich schön und eindrucksvoll. Es gab eine Bühne, aber die war dafür groß und der Park ziemlich voll! Zunächst habe ich mich nicht viel unsicherer gefühlt, als bei anderen Festivals in Deutschland auch. Gerade angekommen, sahen wir dann das erste mal, wie plötzlich hunderte Leute aus der Mitte der Menschenmenge wegrannten. Zunächst war ich etwas geschockt und wusste nicht genau was dort passiert. Auch jetzt bin ich mir noch nicht ganz sicher. Diesen Vorgang haben wir in den zwei Tagen vielleicht so 7-8 mal gesehen und ein Mal in unmittelbarer Nähe. Bei diesem sah ich vielleicht Zehn Personen in die Menge drängen, einer zumindest mit Teleskopschläger bewaffnet und schon sind alle gerannt. So wie ich es verstanden habe, diejenigen, mit den wir da waren, wollten nicht so recht drüber sprechen, ging es darum die Leute zu beklauen. Naja uns ist nichts passiert, aber etwas suspekt war es mir schon. Ich konnte es zunächst absolut nicht einschätzen, auch weil anschließend die Leute wieder zurückkehrten, als wäre nichts gewesen.

Bei einem Jazz Konzert an einem der ersten Wochenenden, so wie bei dem Calle 13-Konzert letztes Freitag, war die Stimmung dagegen ganz anders und Ich hatte absolut nicht das Gefühl in eine gefährliche Situation kommen zu können.

Ein weiterer Punkt, ist das Sicherheitspersonal und die Polizei, welche sehr stark vertreten sind in Bogotá. Jede Bank, Fabrik, Firma, Kaufhaus etc. wird 24h von einem Sicherheitspersonal überwacht. Es gibt viele Kameras und auch die Polizei ist wesentlich stärker vertreten als in Deutschland. Es heißt es habe sich in den letzten 20 Jahren viel verbessert und wenn ich gleich meinen täglichen „arepa con queso“ essen gehe, dann wird mir schon nichts zustoßen.

 

 

„Luis, hast du Heimweh? Vermisst du Deutschland? Magst du Deutschland?“

 

-Sind Fragen, die Ich aus Deutschland, aber auch von hier häufig zu hören bekomme.

Deutschland hat hier in Kolumbien, wie in wahrscheinlich vielen anderen Teilen der Welt auch, ein sehr hohes Ansehen. (Bei den Kleinen aus dem Projekt vielleicht auch durch die letzte Fussball Wm bedingt). Viele Erwachsene würden gerne Deutsch lernen oder mal nach Deutschland reisen und oft bekommen wir ziemlich erstaunte Blicke zugeworfen, wenn wir erzählen wo wir herkommen. Als wäre Deutschland eine andere Welt. Aber dazu später.

Momentan habe ich kein Heimweh und fühle mich ziemlich wohl mit meiner Entscheidung nach Kolumbien gegangen zu sein. Das Projekt hätte Ich mir nicht viel besser vorstellen können, und auch sonst kommen so langsam einige Dinge ins Rollen. Die Wohnung wird hoffentlich die Woche gewechselt und morgen gehe ich mir eine ziemlich vielversprechende Turnhalle anschauen! Auch die Orientierung zu Fuß und mit Bus funktioniert immer besser. Der Freundeskreis ist bis jetzt leider noch nicht so groß. Bisher unternehmen wir viel mit den Lehrern aus dem Projekt, unserer Mitbewohnerin und ihren Bekannten, oder mit zwei Gleichaltrigen, die im Projekt groß geworden sind und neben dem Projekt wohnen.

Die Freunde und Familie vermisse ich schon ein wenig und die Beziehungen, die man in den letzten Jahren aufgebaut hat, lassen sich hier in ein paar Wochen nicht ansatzweise aufbauen. Auch sonst vermisse ich ein paar Dinge, die ich von Zuhause gewohnt bin. Zum Beispiel leckere Nudeln, da man Wasser auf 2600m nicht so heiß kochen kann und sie einfach immer weich werden. Oder die Freiheit zu haben, tun und lassen zu können, was ich möchte. Nicht darauf achten zu müssen, ob der Taxifahrer vertrauenswürdig aussieht, obwohl man vielleicht schon das ein oder andere Bier getrunken hat.
Ich schätze viele Dinge an Deutschland und man wird sich hier noch einigen weiteren Besonderheiten Deutschlands bewusst. Den Einfluss, den Deutschland auf die Welt hat, wie viele Dinge in Deutschland erfunden, hergestellt, komponiert oder geschrieben worden sind.
Aber auch hier in Kolumbien gibt es viele Dinge, die man zu schätzen lernt und die Ich mit Sicherheit nächstes Jahr vermissen werde.
Diese Dinge lassen sich vielleicht ganz gut erklären, wenn Ich ein bisschen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausstelle, die Ich bisher festgestellt habe.

Wirklich auffällig und wahrscheinlich auch der Grund dafür, die ersten Wochen nicht so richtig realisiert zu haben, dass ich bereits in Kolumbien bin, ist, dass auf den ersten Blick viele Dinge gut zu vergleichen sind. Es sind die gleichen (s*****) Marken, wie Nestlé, Coca-Cola etc., die den Markt bestimmen. Der Tagesablauf ist ähnlich, die Gespräche und Gefühle der Menschen handeln sich um die gleichen Themen und den Leuten sind ähnliche Sachen wichtig. Es gibt große Einkaufszentren und wenn man sich in Ihnen befindet könnte man überall auf der ganzen Welt sein. Oder das Vorurteil, dass die Deutschen so gerne trinken. Hier wird auch sehr viel getrunken, allerdings wesentlich mehr hochprozentiger Alkohol, wie Rum oder Aguadiente.

Anders, als im Vergleich zu Deutschland steht zunächst vor allem das enge Verhältnis zur Familie. Häufig ist man auf irgendwelchen Geburtstagen von Cousins und Cousinnen, Geschwistern oder Tanten. Die Studenten verlassen für das Studium, auch des Geldes halber, oft erst nach dem Studium das Elternhaus und unsere Mitbewohnerin ist quasi jeden Tag bei ihren Eltern Zuhause.
Außerdem ist mir aufgefallen, dass einem unheimlich viele und oft auch (zeit-)aufwändige Gefallen getan werden, die einem in Deutschland oft nicht ein mal von den engsten Freunden getan werden würden. Was uns in einer unorganisierten Stadt wie Bogotá, sehr zugute kommt. Erwähnt man, dass man etwas bestimmtes braucht, sich anschauen möchte oder lernen möchte, dann hat man schnell spontane Begleitung, obwohl die Person sich eigentlich etwas ganz anderes vorgenommen hat. Zum Beispiel habe ich nebenbei beim Mittagessen erwähnt, dass ich gerne ein Ohrloch hätte und wir sind noch am selben Tag eins Stechen gegangen. Oder auch bei der Wohnungssuche hatten wir mehrere Tage hintereinander stundenlange Unterstützung. Und das wir jetzt schon zehn Tage bei Carolina’s Familie im Wohnzimmer hausen und es wirklich gar kein Problem ist. Ich könnte noch einige weitere Sachen nennen.
Die Zeit ist hier einfach anders. Nicht so wichtig wie in Deutschland. Die Leute gehen langsamer und auch sonst läuft vieles einfach langsamer. Was nicht unbedingt negativ ist, aber auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig. Oft verbringt man Zeit bei irgendjemandem, obwohl man (Ich) eigentlich gerne los möchte. Zum Beispiel nach Ende der Arbeit wartet man bis alle fertig sind, nur um die 100m lange Treppe zusammen runterzulaufen. Genauso ist es mit der Pünktlichkeit, was uns sehr gelegen kommt, da wir wirklich unsere Schwierigkeiten haben morgens rechtzeitig zum, mehr oder weniger gemeinsamen, Eröffnungskreis zu kommen. Oft ist es einfach der Verkehr, der ein pünktliches ankommen verhindert. Eine weitere „Unart“, vielleicht aber auch nur von unser Mitbewohnerin, ist es am Telefon zu behaupten in 10 Minuten am Treffpunkt zu sein, dann aber erst eine Stunde später zu kommen. Man darf das halt nicht persönlich nehmen.
Musikalisch und vor allem auch rhythmisch sind die Kolumbianer bisher wirklich ziemlich stark. Ein mal waren auf einer Geburtstagsfeier eines Praktikanten aus dem Projekt und nachts um zwei haben 5-6 Leute ein spontanes zweistündiges Konzert, mit Gitarre, Trommeln, Rasseln und Gesang inszeniert. Das war echt klasse!
Zu guter letzt ist die Archtektur einfach unterschiedlich, als in deutschen Städten. Die Häuser sind meistens zwei-/dreigeschossig und selten höher als vier Stockwerke. Da es keinen Frost gibt, sind die Hauswände auch ziemlich dünn und die Häuser von daher auch schalltechnisch ziemlich bescheiden. Der Verkehr ist, wie bereits mehrfach beschrieben, ein einziges Chaos. Und wenn die Autos wieder ein mal total unnötig Hupen, dann hagelt es öfter mal die ein oder andere deutsche Beleidigung. 😉

Soweit erst mal wieder von mir. Ich hoffe euch gefallen meine Einträge und ich würde mich freuen den ein oder anderen Kommentar zu erhalten!

Euer Luis

 

 

Locombia

Hallo liebe Leute! Ich weiß, ich habe ziemlich lange nichts mehr von mir hören lassen. In letzter Zeit war immer sehr viel los und je länger Ich den nächsten Blogeintarg vor mir hergeschoben habe, desto größer wurde die Überwindung mich hinzusetzen und etwas zu schreiben. Ich werde jetzt einfach in mehreren Beiträgen Versuchen etwas von dem bisher erlebtem zu erzählen.

Ich bin jetzt seit zwei Monaten in Kolumbien und die Zeit verging wahnsinnig schnell. Unter der Woche verbringe ich den größten Teil meiner Zeit im Projekt. Morgens nehmen wir meistens ein Taxi, um zum Projekt zu kommen, weil sich herausgestellt hat, dass es schneller, bequemer und gleich teuer ist. Und da wir in den letzten Wochen ohnehin Schwierigkeiten hatten morgens pünktlich zu kommen, ist vor allem der erste Aspekt wichtig.
In den letzten Wochen sind immer weitere Tätigkeitsbereiche zu unseren Alltag hinzugekommen. Montags sind wir nach wie vor mit der Verwaltung der Lebensmittel beschäftigt. Dazu gehört, dass wir alle eingehenden Lebensmittel zählen, sortieren, beschriften und gegebenenfalls schon verarbeiten. Es gibt einige Früchte, die es bei uns in Deutschland leider nicht gibt. Dazu gehören zum Beispiel Lulo, Guayaba, Granadilla, Guanábana, Pitaya und einige mehr. Die meisten Früchte geben ziemlich leckere Säfte her, an die man sich leicht gewöhnen kann.

Handarbeit

Diensttags bis donnerstags arbeiten wir mit den Jugendlichen. Konkret heißt das, dass wir uns morgens um 8 mit den Lehrern_innen des Paes und allen Jugendlichen im Theatersaal treffen und gemeinsam mit einem Rhythmusteil beginnen. Anschließend teilen wir uns in die unterschiedlichen Kurse auf. Morgens war ich bis vor einer Woche immer in Handarbeiten mit den 6-9 Jährigen. Dabei ging es für mich meistens darum der Lehrerin dabei zu helfen eine ziemlich anstrengende Truppe unter Kontrolle zu bringen und mit Ihr Dinge zu basteln, wie Bommel, Bilder oder Origamis etc.. Am Ende der Unterrichtseinheit gibt es dann immer ein kleines Frühstück für die Kinder, bestehend aus einem Fruchtsaft und einer Kleinigkeit zu Essen. Ab 9.45 geht es dann meistens in die Bibliothek zur Hausaufgabenbetreuung. Hierbei kann ich vor allem bei den Mathe- und den Englischhausaufgaben helfen. Eine Aufgabe, die mir glaube ich gut liegt, da es mir erstens Spaß macht Dinge zu erklären und ich zweitens auch in Deutschland mehrfach die Woche Nachhilfe gegeben habe. Allerdings muss ich sagen, dass das Niveau bei einigen Schülern_ innen ziemlich niedrig ist und Ich vor allem versuche das Basiswissen, wie das Einmaleins, oder Bruchrechnen beizubringen.

Etwa von 10.30-11.30 gehen Frithjof und Ich dann nach draussen und helfen den Kindergärtnerinnen dabei mit den Kindern aus dem Kindergarten zu spielen und aufzupassen, dass Ihnen nichts passiert.

Frithjof & Ich während der Draussenspielstunde mit den Kleinen.

Frithjof & Ich während der Draussenspielstunde mit den Kleinen.

Durch das steile und steinige Gelände draussen kommt es nämlich immer wieder vor, dass sich ein Kind leicht verletzt. Anschließend helfen wir, sofern wir gebraucht werden, in der Küche aus. Helfen dabei Yuca, oder Kochbananen zu frittieren, Säfte zu machen und vor allem beim Tragen des Essens in den Speisesaal. Ab 12 Uhr gehen wir in der Regel selbst essen und haben danach etwa eine Stunde Pause, in der Ich mich etwas Schlafen lege, Vokabeln lerne, oder einfach was entspanne. Auch sonst haben wir immer mal ein bisschen Zeit zu entspannen, dann kann man sich mal eine Gitarre schnappen und ein bisschen üben, ins Internet gehen, oder einfach mit den anderen Lehrern_innen quatschen 🙂

Und den frisch gemachten Saft gibt es dann auch immer mal zwischendurch.

Und den frisch gemachten Saft gibt es dann auch immer mal zwischendurch.

Nach der Mittagspause, geht es dann in der Regel wieder in die Bibliothek zur Nachhilfe und anschließend ins Theater. Die Theaterstunden machen mir bisher mit am meisten Spaß.
Ungefähr alle zwei Monate bricht eine neue Epoche an, in der auch die Jugendlichen in neue Gruppen eingeteilt werden . Wir kamen ungefähr zu Beginn der letzten Epoche ins Projekt und haben somit bisher genau eine Epoche miterleben können. Zu Beginn der Epoche haben wir in den Theaterstunden mit allen möglichen Sprech-, Ausdrucks und auch Akrobatikübungen begonnen. Ich muss sagen, dass der Theaterlehrer richtig gute Arbeit leistet und für die Schüler, aber auch für mich die Theaterstunden immer viel Spaß machen, darüber hinaus aber auch einfach Dinge erlernen lässt, die jeder für sein Leben gebrauchen kann. Das ein oder andere Mal ist der Theaterlehrer ausgefallen und ich konnte dann die Gruppe übernehmen. Ein Mal habe ich dann mit den Akrobatikübungen weitergemacht. Das andere Mal haben wir Dialoge gelesen. Ansonsten hat Frithjof, der in der ersten Epoche hauptsächlich im Musikunterricht gearbeitet hat, mit dem Musiklehrer einen Chor organisiert, an dem ich nach dem um 4 der Tag offiziell zu Ende ist auch manchmal teilnehme.
Letzte Woche haben wir mit dem Deutschkurs begonnen. Zu Beginn hieß es, dass eigentlich so gut wie jeder, der 25-30 Mitarbeiter_innen aus dem Projekt gerne teilnehmen würde. Letztendlich waren es zum Glück nur 5-6 Teilnehmende. Der Unterricht findet jetzt immer dienstags und donnerstags morgens, für ein paar ältere Jugendliche, die für nächstes Jahr einen Freiwilligendienst in Deutschland anstreben, statt. Und nachmittags nach Ende der Arbeit für alle anderen. Zuerst hatte es mich etwas geärgert so lange im Projekt bleiben zu müssen, da wir so erst gegen 6 Uhr wieder Zuhause sind und man dann nicht mehr so viel unternehmen kann. Es hat sich aber diese Woche herausgestellt, dass der Unterricht echt Spaß macht, und wir dafür Freitags früher gehen können.
An unserem Tagesablauf für den Freitag hat sich soweit nichts mehr geändert. Wir reinigen ein mal das komplette Lebensmittellager. Auch sonst helfen wir  immer mal an anderen Stellen aus. Den Müll zur Straße tragen, den Keller ausräumen oder zum Beispiel einen Bazar vorbereiten.
Letzte Woche Donnerstag war dann der Epochenabschluss. Es war einer der schönsten Arbeitstage bisher. Es wurde jeweils morgens und nachmittags die einzelnen Arbeiten der Gruppen vorgestellt. Der Theatersaal wurde mit den Bildern und Kunstwerken der einzelnen Gruppen geschmückt und die Musik-, sowie Theaterkurse haben ihre Arbeit vorgestellt. Ich schau mal, dass ich die Tage noch ein paar Fotos besorgt bekommen 🙂
In der Nachmittagsgruppe ist ein Schüler dann ausgefallen und ich durfte relativ spontan seine Rolle übernehmen! Es war total witzig, weil wir unser ursprüngliches Projekt nicht beenden konnten und somit das Theaterstück ohnehin schon ziemlich spontan war. Hinter der Kulisse lagen wir vor Lachen auf dem Boden 😉

Jetzt geht ein neue Epoche los und die Gruppen sind etwas neu gemischt worden, sodass in jeder Gruppe alle Altersgruppen vertreten sind. Geplant ist bis Weihnachten ein Theaterstück auf die Beine zu stellen, bei dem die Musikgruppe den akustischen Teil, die Kurse Handarbeit und Numerus & Letras die Kostüme und der Kunstkurs die Bühnengestaltung übernimmt. Soweit zum Projekt.

Unsere Freizeit haben wir in den letzten Wochen hauptsächlich damit verbracht eine neue Wohnung zu suchen, da wir aus unser alten Wohnung ausziehen mussten. Grund waren einige Dinge, die vielleicht nicht ganz so gut organisiert wurden, aber auch einfach die Tatsache, das die Wohnung erstens nicht schön war und zweitens in einem, von der Lage und Schönheit her, nicht so berauschendem Stadtteil lag. Um eine neue Wohnung zu finden haben wir zunächst in einem sehr angesagtem Stadtteil gesucht. An zu vermietenden Häusern steht ein Schild mit der Aufschrift „SE ARRIENDA“ und eine Telefonnummer.
Allerdings hat sich nach tagelangen umherlaufen herausgestellt, dass die Wohnungen leider etwas über unseren preislichen Vorstellungen liegen. Anschließend habe Ich eine Zeit lang überlegt, vielleicht alleine in eine Wohnung zu ziehen. Zunächst erst mal dadurch, dass ich ein ziemlich schönes, wenn auch nicht ganz so billiges Zimmer in der Candelaria ( Altstadt und Studentenviertel ) gefunden hatte und auch nicht mehr so motiviert war weiter nach einer Wohnung suchen zu gehen.
Die letzten zwei Wochen haben wir dann mit Fahrrädern ein anderes Stadtviertel abgesucht, in dem unsere Mitbewohnerin Carolina aufgewachsen ist. Problematisch war, dass wir nach der Arbeit immer nur schwer Wohnungen anschauen gehen konnten und die zehn Wohnungen, die wir uns angeschaut haben, haben entweder einem von uns nicht gefallen, waren zu teuer, oder hatten z.B. nur zwei Zimmer.
Vorgestern sind wir dann schließlich aus unserer Wohnung raus und befinden uns jetzt übergangsweise in der Wohnung von Carolinas Bruder, seiner Freundin und Tochter.

Und was immer noch kaum zu glauben ist, ist dass über uns die Wohnung zu vermieten ist. Diese drei große Zimmer, mit einer tollen Aussicht auf die Berge und die Stadt, hat. Sie ist in einem zentralem Teil der Stadt gelegen, relativ günstig und mit einer großen Dachterrasse nur für uns ausgestattet. Wir ziehen also im Laufe der Woche hoch! 🙂

Naja gut, wir waren nicht die ganze Zeit auf Wohnungssuche. An den Wochenende waren wir häufig Salsa tanzen, oder haben andere Dinge übernommen. An einem Wochenende sind Frithjof und Ich für drei Tage nach Medellin gereist. Donnerstags Abends sind wir mit dem Reisebus los, sodass wir morgens gegen 8 Uhr in Medellin ankamen. In Medellin gibt es nämlich einige Projekte, die über die „Freunde Waldorf“ laufen. In dem Projekt Arca Mundial arbeiten und wohnen sieben Freiwillige zusammen, die wir bereits auf unserem Vorbereitungsseminar kennen gelernt haben. Einer von Ihnen hatte kurz vorher seinen Geburtstag, den wir dann zusammen, mit noch weiteren Freiwillen, die in anderen Projekten in Medellin arbeiten, gefeiert haben. Ansonsten lässt sich sagen, dass Medellin eine sehr schöne Stadt ist. Da Sie etwa 1000 Meter tiefer liegt als Bogotá, ist das Klima um einiges milder. Die Stadt ist außerdem organisierter, als Bogotá. Es gibt eine Metro, mit der auch Menschen, die wie wir die Stadt nicht kennen, problemfrei an ihr Ziel kommen. Und auch die Architektur ist moderner und hochwertiger. Sonntags abends sind wir dann wieder über Nacht mit dem Bus zurück und montags morgens direkt zur Arbeit.

Vor etwa drei Wochen waren Frithjof und Ich sonntags auf einem kleinen Festival namens „Jazz al Parque“ und ein anderes Mal waren wir auf einem Konzert in einem Kino. Letzte Woche hatten wir für fünf Tage Besuch von einer der Freiwilligen aus Medellin, der wir ein wenig die Stadt zeigen konnten und die wir leider ein bisschen in unsere Wohnungssuche involvieren mussten. Außerdem hatte Frithjof letzten Freitag Geburtstag, den wir ausgiebig mit einigen Lehrern und anderen Freunden in einer Salsabar gefeiert hatten.
Dieses Wochenende findet ein Hip-Hop Festival hier in Bogotá statt, bei dem wir gestern Abend waren und auch gleich wieder hinfahren werden.

Also Ihr seht schon, wenn man fit ist, dann kann man sehr viel in Bogotá unternehmen. Allerdings war das leider öfter nicht der Fall bei mir in den letzten Wochen. Einige Male lag ich mit Übelkeit und Magenschmerzen flach. Mittlerweile glaube ich, dass es vor allem durch das fettige Essen bedingt ist, oder aber vielleicht auch einfach dadurch bestimmte Keime etc. nicht abwehren zu können. Vor etwa drei Wochen bin ich von meinem Projekt aus deswegen zum Arzt, also ins Krankenhaus geschickt worden. Ein Tag, den Ich gerne aus meiner Erinnerung streiche, da ich mit dem Taxi, durch den morgendlichen Berufsverkehr, in das relativ weit entfernte Krankenhaus zwei Stunden gebraucht habe. Anschließend habe ich den ganzen Tag damit verbracht im Krankenhaus zu warten und das, obwohl es mir wirklich nicht so gut ging und ich am liebsten einfach im Bett geblieben wäre. Im Endeffekt konnte nichts in meinem Blut etc. gefunden werden, man gab mir eine Spritze in den Hintern gegen die Schmerzen, eine Liste mit Dingen, die ich essen bzw. nicht essen soll und ein Rezept für die Apotheke. Und danach wieder durch den Berufsverkehr nach Hause.

Ich könnte noch viele Dinge mehr beschreiben, aber Ich denke, das reicht für’s Nächste. Um den Bericht abzurunden lässt sich vielleicht sagen, dass wir vor ein paar Wochen eine sehr erfreuliche Feedback-Runde mit allem Lehrern und Mitarbeitern hatten und dass bis dahin ausnahmslos alle sehr zufrieden mit unserer Arbeit und Einstellung waren. Mit dem Spanisch läuft es auch immer besser. Einige Vokabel fehlen aber noch und um mir diese irgendwie anzueignen habe ich mir letzte Woche bei unserem Bazar einige Romane und Geschichten abgreifen können. Bisher habe ich nämlich zum abschalten vor allem deutsche Fantasy-Romane gelesen.

Ich melde mich möglichst schnell wieder und werde die Tage noch weitere Fotos hochstellen.

Bis dahin erst mal tschüss und liebe Grüße

Euer Luis

Angekommen

Am Freitag Abend landeten mein Mitfreiwilliger Frithjof und Ich doch tatsächlich in Bogotá. Alle Gepäckstücke lagen auf dem Fließband, das Abholen funktionierte perfekt und wir fuhren in unser vorerst zukünftiges Zuhause. Unser Zuhause, eine Wohnung im dritten Stock mit einem kleinen Wohnzimmer, einer Küche und drei Zimmern. Das Haus ist, zusammen mit anderen Häusern umgeben von einem hohen Zaun und der Eingang wird 24 Stunden von einem Sicherheitsservice bewacht. Unsere Mitbewohnerin Carolina ist eine 23 jährige Betreuerin aus dem Projekt.

Auch sonst war der Beginn recht organisiert. Wir bekamen kolumbianische Pesos, um die ersten Tage nicht zur Bank gehen zu müssen und jeweils ein Handy mit allen Nummern, die wir benötigen könnten. Am Abend gab es erst mal Fleisch und das reichlich. Die Familie unserer Mitbewohnerin hat die ersten Tage nämlich auch tagsüber ihre Zeit bei uns verbracht, für uns gekocht, und uns schon einen ersten Einblick in die unendlich scheinende Stadt Bogotá gegeben.
Am Samstag nahm unsere Mitbewohnerin uns mit zu einigen Freunden, mit denen wir anschließend in eine Bar gefahren sind. An Bier und Rum wird hier anscheinend nicht gespart und die ersten Salsa- und Merenguelektionen gab es auch schon. Also eigentlich haben wir den ganzen Abend getanzt. Oder es zumindest versucht 😉
Am Sonntag sind wir zusammen mit dem Projektgründer, auf eine bio-dynamische Finca außerhalb von Bogotá gefahren. Da am Montag dann Feiertag war, hat unser Projekt für uns erst am Dienstag begonnen. Wir nutzen die Gelegenheit uns von Carolinas Familie ein wenig die Stadt zeigen zu lassen. Allerdings war die Stadt wie ausgestorben, weil alle Leute, die die Möglichkeit haben, an einem verlängerten Wochenende die Stadt zu verlassen, im Flachland die Wärme genießen. In Bogotá ist es nämlich eher frisch. Nachts wird es ziemlich kalt. Also so um die 12°C. Tagsüber hatten wir bisher so zwischen 20-22°C. Vom Wetter her ist es meist wolkig, so dass irgendwo in Bogotá immer die Sonne scheint. Aber eigentlich ist es besser, dass sie nicht den ganzen Tag scheint, weil wir auf 2800m im Projekt, so nah am Äquator, trotz 50+Sonnencreme, nach 20 Minuten Sonne rot im Gesicht sind.
Um uns die Stadt von oben anzuschauen liefen wir gemeinsam auf den Monserrate(3000m) . Da Frithjof und Ich an dem Tag beide heiß darauf waren etwas Sport zu machen, haben wir versucht den Weg hoch zu joggen. Allerdings mussten wir nach ein paar Hundert Metern feststellen, dass unsere Lungen dermaßen auf Hochbetrieb waren, dass wir erst mal eine Pause machen mussten. Für den Ausblick über die wirklich unendlich wirkende Stadt hat es sich allerdings gelohnt!
Die ersten Tage war ich immer ziemlich müde. Dadurch dass man sich immer sehr konzentrieren muss, um die Leute verstehen zu können. Alles immer unheimlich laut ist und der Jetlag auch relativ intensiv war. Bisher habe ich auch jede Nacht mit Oropax geschlafen, weil ich sonst das Gefühl habe mitten auf einer Straße zu liegen.

Am Dienstag war dann tatsächlich Dienstbeginn. Wir müssen morgens etwa so um 6Uhr aufstehen und wenn möglich gegen 7 im Projekt sein. Die Hin-und Rückfahrt ist schon ein Abenteuer für sich. Wir laufen zunächst zur nächsten großen Querstraße und halten einen der vielen alten Kleinbusse, die mit Schildern anzeigen wo Sie hinfahren, per Handzeichen an. Am Fuße des Berges, an dem unser Projekt liegt, steigen wir aus. Die Busse haben nämlich keine festen Bushaltestellen, oder Zeitpläne. Man steigt einfach da aus, wo eben raus möchte und man wartet halt so lange bis er kommt. Anschließend steigen wir in der Regel mit so vielen Leuten, die reinpassen, also mit 6 oder 7, in ein nicht als Taxi gekennzeichnetes Auto, dass uns nach oben zum Projekt fährt. Zum Fahrstil lässt sich nur sagen, dass man sich eher wie bei einem 3D-Autorennspiel fühlt. Also so schnell wie geht. Löchern ausweichen, bei Rot einfach hupen, anstatt zu halten und ein mal sind wir einen Weg gefahren, der so Steil war, dass wir Angst hatten, dass das Auto nach hinten überkippt.
Das Projekt liegt, wie auf den Fotos zu erkennen, am Hang mit einem überragenden Blick über die Stadt.
Zum Projekt selbst lässt sich sagen, dass ich mich wirklich sehr glücklich schätze, mein soziales Jahr hier verbringen zu können! Es ist ein Projekt, bei dem man wirklich das Gefühl hat diejenigen zu unterstützen, die Unterstützung benötigen. Das Projekt besteht aus einem Kindergarten mit 68 Kindern, aufgeteilt in zwei Gruppen mit jeweils zwei Betreuerinnen. Und einem Jugendfreizeitprogramm für Jugendliche. Da es in Kolumbien Schüler gibt, die Vormittags Unterricht haben und welche, die Nachmittags Unterricht haben, gibt es ein Vormittags- und Nachmittagsprogramm. Das Programm besteht jeweils aus einem Theater-, Musik-, Kunst-, Handarbeits-, und Nachhilfekurs. Die Räume sind alle im Waldorfstil gehalten und erinnern an meinen eigenen Kindergarten. Das Jugendprogramm, auch PAES genannt, ist für die Jugendlichen freiwillig. Allerdings ist es so, dass es voll ausgelastet ist und täglich mindestens 100 Jugendliche kommen. Meine Tätigkeit wird in den nächsten Wochen darin bestehen, dass ich Montags dabei helfen werde die neuen Lebensmittellieferungen zu verwalten und zum Beispiel alle Früchte schneide, die während der Woche zu Säften verarbeitet werden. Dienstag bis Donnerstag werde ich Vormittags im Handarbeitskurs sein und Nachmittags im Theaterkurs. Nachdem ich schon ein paar Mützen gehäkelt habe, die an die Kinder aus dem Kindergarten zum Geburtstag verschenkt werden, werde ich nächste Woche damit anfangen Stofftiere zu nähen. Freitags wird immer das Essenslager komplett ausgeräumt, alles ein mal desinfiziert und wieder eingeräumt. Hygiene wird hier sehr groß geschrieben! Außerdem dürfen Frithjof und Ich einen Deutschkurs für verschiedene Profes und Schüler aus dem PAES anleiten. Mal gespannt, ob das was wird!
Gestern hat uns ein Junge, der oft im Projekt aushilft und selber Teil des PAES war, noch mal die wirklich schönen Teile der Stadt gezeigt. Der Stadtteil Candelaria ist die Altstadt Bogotás. Die Häuser sind alle noch aus der Kolonialzeit erhalten und wunderschön. Es gibt zahlreiche kleine Läden, mit Klamotten, Schmuck und leckerem Essen. (Fotos folgen) Anschließend sind wir dann ungefähr noch 10km durch die Stadt, zu der Wohnung einer Lehrerin, gelaufen, bei der wir für den Abend eingeladen waren. Leider habe ich mir auch schon die erste Lebensmittelvergiftung geholt und liege deswegen heute und morgen erst mal nur im Bett. Ein Bekannter von Caro wollte mir deswegen schon direkt ein Spritze gegen die Kopfschmerzen geben, was ich aber vorerst noch ein mal abwenden konnte.

Zur Sicherheit lässt sich sagen, dass die Meinungen sehr verschieden sind. Die einen sagen, dass bestimmte Gebiete sehr gefährlich sind, andere sagen diese wären relativ sicher. Das Problem ist, dass wir durch unsere Größe und Aussehen schon sehr stark auffallen. Also sollten wir denke ich etwas vorsichtiger sein. Bisher haben wir allerdings trotzdem immer das Taxi auf der Straße angehalten. Taxifahren ist hier im Vergleich zu Deutschland sehr billig, dafür ist das Leben ansonsten doch ziemlich teuer. Lebensmittel kosten zum Beispiel ein wenig mehr als in Deutschland und dafür wird durchschnittlich wesentlich weniger verdient.

Ich denke das waren erst mal genug Informationen! Bei Fragen, Tipps oder Kritik könnt ihr mir ja einfach ein Kommentar da lassen! 🙂

Liebe Grüße
Euer Luis

P.s. Mir ist es wichtig, dass die Dinge, von denen Ich Berichte, sehr subjektiv sind und von anderen Personen vielleicht ganz anders wahrgenommen werden können. Ich werde versuchen es zu vermeiden Vorurteile zu schaffen, oder zu bekräftigen! 🙂

 

 

 

Los geht’s!

Es geht los!

Ich sitze gerade im Flugzeug von Frankfurt nach Bogotá. Habe also Deutschland bereits hinter mir gelassen und erwarte eine spannende und aufregende Ankunft.

Im letzten Jahr habe ich viel Zeit damit verbracht mir mein Jahr in Kolumbien vorzustellen. Was erwartet mich? Wo werde ich wohnen, arbeiten und wie werde ich mit der Sprache zurecht kommen?
Ich sitze hier und weiß weder wo ich heute Abend schlafen werde, noch in den nächsten Wochen. Mein Mitfreiwilliger Frithjof und Ich werden heute Abend in Bogotá von unserem Projektleiter und unserer kolumbianischen Ansprechpartnerin abgeholt. Naja und dann wird sich zeigen, wo und wie wir in der Metropole Bogotá leben werden.

In den letzten Wochen gab es für mich noch unzählige Dinge zu erledigen. Unglaublich, wie kompliziert ein Visaantrag sein kann. Nachdem ich vor drei Wochen bereits ein mal in Frankfurt war und mich zuvor Stunden lang durch den Onlineantrag geschlagen habe, musste ich feststellen, dass sich einige Regeln bezüglich des Visa geändert haben und bin ohne Visum wieder nach Hause gefahren.
Anschließend ging es dann zum zehntägigen Vorbereitungsseminar. Mein Schwester, die vor drei Jahren auch über die Organisation „Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners“ nach Kolumbien gegangen ist, sagte mir zuvor, dass ihre Zeit auf dem Seminar die beste Zeit ihres Lebens war. Und damit hat sie wirklich nicht übertrieben. Es ist einfach außergewöhnlich von etwa 75 Menschen umgeben zu sein, die zu 90% auch gerade Abitur gemacht haben und ein soziales Jahr in Lateinamerika anstreben. Das Seminar bestand aus etwa Neun Stunden Workshops täglich und besonders wenig schlaf. Das Seminar hat uns Freiwillige kurz vor Abflug noch mal richtig gezielt auf das nächstes Jahr vorbereitet. Es ging zu Teil darum, wie man mit Konflikten umgeht, wie man sich im Gastland verhält oder einfach organisatorische Dinge, wie „was nehme ich mit“. Auf der anderen Seite haben wir uns sehr intensiv mit uns selbst beschäftigt. Wir haben uns noch mal unsere Ängste, Hoffnungen und Erwartungen vor Augen geführt und uns selbst dabei noch mal ein ganzes Stück besser kennen gelernt.

Ja, was für Ängste, Erwartungen und Hoffnungen habe ich.
Ich wurde in der letzten Zeit oft gefragt, ob ich denn gar keine Angst habe. Natürlich habe ich die. Allerdings nicht nur unbedingt die Angst davor, dass mir etwas zustoßen könnte, sondern auch davor im Projekt selbst nicht das zeigen zu können, oder zu dürfen, was ich kann. Die Angst davor in eine schlechte Wohnsituation zu geraten. Also entweder in einer Familie zu wohnen, in der ich nicht glücklich bin, oder die einfach ungünstig wohnt. Oder einfach die Angst nicht so richtig Anschluss zu finden. Der Respekt davor, dass wirklich etwas passieren könnte ist aber auch immer im Hinterkopf vorhanden und wird mir eventuell in den nächsten Wochen noch viel bewusster werden.
Meine Ängste sind eng mit meinen Erwartungen verbunden. Ich erwarte von mir, dass Ich nicht zu schnell Urteile fälle, und dass ich genügsam bin. Ich möchte mich gut in das Projekt integrieren und bin mir bewusst, dass das eine anspruchsvolle Aufgabe wird.
Das Projekt befindet sich, in einem Randbezirk der Stadt, in dem etwa zwei Millionen Menschen unter der Armutsgrenze leben. Dieses Projektumfeld wird unsere Arbeit und unser Jahr maßgeblich prägen.
Auf der anderen Seite habe ich mir fest vorgenommen viel Sport zu treiben und viel zu unternehmen. Ich hoffe, trotz 2600 Metern Höhe, vielleicht einen Turnverein oder ähnliches zu finden, in dem ich in meiner Freizeit etwas Kraft auf- und abbauen kann.

Alles in allem bin ich guter Dinge, dass Ich und mein Begleiter uns nicht so schnell entmutigen lassen werden. Mein Spanisch ist durch die letzten drei Jahre Schulunterricht schon recht passabel und somit habe ich zumindest hier schon mal eine halbe Sorge weniger.

Die letzten Tage waren Zuhause noch mal richtig schön! Am Mittwoch morgen bin Ich mit Frithjof und noch einem Kolumbien-Freiwilligen erneut in das Konsulat nach Frankfurt gefahren und habe tatsächlich mein Visum erhalten. Frithjofs Visum zu erhalten war dagegen noch ziemlich stressig und hat uns den halben Tag gekostet.

Anschließend ist Frithjof zu mir nach Hause gekommen und ich habe noch mal einen schönen Abend mit meinen Freunden verbracht! Danke dafür!

An dieser Stelle richte ich noch mal ein großes Dankeschön an alle Spender und Spenderinnen, die dafür gesorgt haben, dass ich jetzt tatsächlich hier im Flugzeug sitze!

Soeben habe ich alle Briefe, die ich noch von meinen Freunden zu Abschied bekommen habe gelesen und sitze jetzt hier mit einem weinendem und einem lachendem Auge.

Ich werde euch vermissen!

Liebe Grüße
Euer Luis

¡Bienvenido!

Hallo liebe Leser,

Ich bin Luis Lichtenberg, 19 Jahre alt und gehe für 12 Monate für ein soziales Jahr nach Kolumbien.

Ich habe gerade mein Abitur abgeschlossen und habe mich dafür entschieden nicht direkt den Weg zur Universität zu gehen, sondern erst mal für ein Jahr etwas ganz anderes zu machen. Ich nutze die Gelegenheit fernab von meinen Freunden, meiner Familie und gewohntem Umfeld ein neues Leben aufzubauen.

Das Projekt in dem ich arbeiten werde nennt sich Corporación Educativa y Social Waldorf (CES Waldorf) und befindet sich in einem Außenbezirk der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá. Bei CES Waldorf handelt es sich um ein Kinder- und Jugendsozialprojekt. Es besteht aus einem Kindergarten und eine Einrichtung für Jugendliche. Außerdem beschäftigt es einen Arzt und ist auch im “Streetworking” aktiv.

Ich werde hier in dem nächsten Jahr von meinen Erfahrungen und Eindrücken berichten und hoffe somit vielen von euch etwas näher sein zu können, als es tatsächlich der Fall sein wird. Bei Anregungen, Fragen, Tipps oder Kritik: Schreibt einfach einen Kommentar unter den jeweiligen Eintrag!

Ich melde mich

Luis