Kolumbien – wirklich so anders?

Wie versprochen, folgt ganz bald der nächste Artikel, in dem ich ein paar Dinge abseits der Arbeit beschreibe und beantworte. „Wie, jetzt schon?“ – Ja, wir hatten gestern und heute frei, weil die Busunternehmen in ganz Bogotá streiken und wir so leider nicht ankommen konnten. Also genießen wir mal ein paar freie Tage.

Ich bekam vor meiner Reise und auch währenddessen oft die Frage gestellt:“ Ist es denn wirklich so gefährlich in Kolumbien?“
Die Frage zu beantworten fällt mir ein bisschen schwer, weil ich nicht möchte, dass Kolumbien immer nur mit seiner Gefährlichkeit assoziiert wird. Andererseits ist sie auch Bestandteil unseres Jahres und sollte auf jeden Fall erläutert werden.
Zunächst lässt sich erst mal sagen, dass Frithjof und mir, in den ersten etwas mehr als zwei Monaten, noch nichts passiert ist und dass, obwohl wir uns bisher ziemlich frei bewegt haben.
Trotzdem ist die Unsicherheit ein Teil unseren Lebens hier. Es wird einem von vielem Seiten geraten, bestimmte Bezirke der Stadt zu meiden, wobei trotzdem immer wieder betont wird, dass ganz Bogotá unsicher sei. Man könnte also immer damit rechnen, dass man auf offener Straße ausgeraubt wird, vor allem wenn es dunkel ist. Einer Lehrerin aus dem Projekt wurde letzte Woche im Bus, von drei mit Pistolen bewaffneten Personen, die Tasche geraubt. Das würde in Deutschland wahrscheinlich direkt in die Zeitung kommen.
Man macht sich hier also immer Gedanken: „Was nehme ich mit. Will ich wirklich den Rucksack mitnehmen? Und gar nichts dabei zu haben ist viellicht auch nicht gut, weil es im Falle eines Überfalls vielleicht unglaubwürdig wirken könnte.“ Und ich will nicht wissen, was bei einem Überfall, im Frust, alles passieren kann.
Letztes Wochenende waren wir Sonntags- und Montagabends auf einem einem Hip-Hop Festival, ganz in der Nähe. Auch hier hieß es vorher, dass es gefährlich sei, aber das heißt es, vor allem von Seiten der etwas älteren und besorgteren Lehrerinnen aus unserem Projekt, häufig. Das Festival war wirklich schön und eindrucksvoll. Es gab eine Bühne, aber die war dafür groß und der Park ziemlich voll! Zunächst habe ich mich nicht viel unsicherer gefühlt, als bei anderen Festivals in Deutschland auch. Gerade angekommen, sahen wir dann das erste mal, wie plötzlich hunderte Leute aus der Mitte der Menschenmenge wegrannten. Zunächst war ich etwas geschockt und wusste nicht genau was dort passiert. Auch jetzt bin ich mir noch nicht ganz sicher. Diesen Vorgang haben wir in den zwei Tagen vielleicht so 7-8 mal gesehen und ein Mal in unmittelbarer Nähe. Bei diesem sah ich vielleicht Zehn Personen in die Menge drängen, einer zumindest mit Teleskopschläger bewaffnet und schon sind alle gerannt. So wie ich es verstanden habe, diejenigen, mit den wir da waren, wollten nicht so recht drüber sprechen, ging es darum die Leute zu beklauen. Naja uns ist nichts passiert, aber etwas suspekt war es mir schon. Ich konnte es zunächst absolut nicht einschätzen, auch weil anschließend die Leute wieder zurückkehrten, als wäre nichts gewesen.

Bei einem Jazz Konzert an einem der ersten Wochenenden, so wie bei dem Calle 13-Konzert letztes Freitag, war die Stimmung dagegen ganz anders und Ich hatte absolut nicht das Gefühl in eine gefährliche Situation kommen zu können.

Ein weiterer Punkt, ist das Sicherheitspersonal und die Polizei, welche sehr stark vertreten sind in Bogotá. Jede Bank, Fabrik, Firma, Kaufhaus etc. wird 24h von einem Sicherheitspersonal überwacht. Es gibt viele Kameras und auch die Polizei ist wesentlich stärker vertreten als in Deutschland. Es heißt es habe sich in den letzten 20 Jahren viel verbessert und wenn ich gleich meinen täglichen „arepa con queso“ essen gehe, dann wird mir schon nichts zustoßen.

 

 

„Luis, hast du Heimweh? Vermisst du Deutschland? Magst du Deutschland?“

 

-Sind Fragen, die Ich aus Deutschland, aber auch von hier häufig zu hören bekomme.

Deutschland hat hier in Kolumbien, wie in wahrscheinlich vielen anderen Teilen der Welt auch, ein sehr hohes Ansehen. (Bei den Kleinen aus dem Projekt vielleicht auch durch die letzte Fussball Wm bedingt). Viele Erwachsene würden gerne Deutsch lernen oder mal nach Deutschland reisen und oft bekommen wir ziemlich erstaunte Blicke zugeworfen, wenn wir erzählen wo wir herkommen. Als wäre Deutschland eine andere Welt. Aber dazu später.

Momentan habe ich kein Heimweh und fühle mich ziemlich wohl mit meiner Entscheidung nach Kolumbien gegangen zu sein. Das Projekt hätte Ich mir nicht viel besser vorstellen können, und auch sonst kommen so langsam einige Dinge ins Rollen. Die Wohnung wird hoffentlich die Woche gewechselt und morgen gehe ich mir eine ziemlich vielversprechende Turnhalle anschauen! Auch die Orientierung zu Fuß und mit Bus funktioniert immer besser. Der Freundeskreis ist bis jetzt leider noch nicht so groß. Bisher unternehmen wir viel mit den Lehrern aus dem Projekt, unserer Mitbewohnerin und ihren Bekannten, oder mit zwei Gleichaltrigen, die im Projekt groß geworden sind und neben dem Projekt wohnen.

Die Freunde und Familie vermisse ich schon ein wenig und die Beziehungen, die man in den letzten Jahren aufgebaut hat, lassen sich hier in ein paar Wochen nicht ansatzweise aufbauen. Auch sonst vermisse ich ein paar Dinge, die ich von Zuhause gewohnt bin. Zum Beispiel leckere Nudeln, da man Wasser auf 2600m nicht so heiß kochen kann und sie einfach immer weich werden. Oder die Freiheit zu haben, tun und lassen zu können, was ich möchte. Nicht darauf achten zu müssen, ob der Taxifahrer vertrauenswürdig aussieht, obwohl man vielleicht schon das ein oder andere Bier getrunken hat.
Ich schätze viele Dinge an Deutschland und man wird sich hier noch einigen weiteren Besonderheiten Deutschlands bewusst. Den Einfluss, den Deutschland auf die Welt hat, wie viele Dinge in Deutschland erfunden, hergestellt, komponiert oder geschrieben worden sind.
Aber auch hier in Kolumbien gibt es viele Dinge, die man zu schätzen lernt und die Ich mit Sicherheit nächstes Jahr vermissen werde.
Diese Dinge lassen sich vielleicht ganz gut erklären, wenn Ich ein bisschen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausstelle, die Ich bisher festgestellt habe.

Wirklich auffällig und wahrscheinlich auch der Grund dafür, die ersten Wochen nicht so richtig realisiert zu haben, dass ich bereits in Kolumbien bin, ist, dass auf den ersten Blick viele Dinge gut zu vergleichen sind. Es sind die gleichen (s*****) Marken, wie Nestlé, Coca-Cola etc., die den Markt bestimmen. Der Tagesablauf ist ähnlich, die Gespräche und Gefühle der Menschen handeln sich um die gleichen Themen und den Leuten sind ähnliche Sachen wichtig. Es gibt große Einkaufszentren und wenn man sich in Ihnen befindet könnte man überall auf der ganzen Welt sein. Oder das Vorurteil, dass die Deutschen so gerne trinken. Hier wird auch sehr viel getrunken, allerdings wesentlich mehr hochprozentiger Alkohol, wie Rum oder Aguadiente.

Anders, als im Vergleich zu Deutschland steht zunächst vor allem das enge Verhältnis zur Familie. Häufig ist man auf irgendwelchen Geburtstagen von Cousins und Cousinnen, Geschwistern oder Tanten. Die Studenten verlassen für das Studium, auch des Geldes halber, oft erst nach dem Studium das Elternhaus und unsere Mitbewohnerin ist quasi jeden Tag bei ihren Eltern Zuhause.
Außerdem ist mir aufgefallen, dass einem unheimlich viele und oft auch (zeit-)aufwändige Gefallen getan werden, die einem in Deutschland oft nicht ein mal von den engsten Freunden getan werden würden. Was uns in einer unorganisierten Stadt wie Bogotá, sehr zugute kommt. Erwähnt man, dass man etwas bestimmtes braucht, sich anschauen möchte oder lernen möchte, dann hat man schnell spontane Begleitung, obwohl die Person sich eigentlich etwas ganz anderes vorgenommen hat. Zum Beispiel habe ich nebenbei beim Mittagessen erwähnt, dass ich gerne ein Ohrloch hätte und wir sind noch am selben Tag eins Stechen gegangen. Oder auch bei der Wohnungssuche hatten wir mehrere Tage hintereinander stundenlange Unterstützung. Und das wir jetzt schon zehn Tage bei Carolina’s Familie im Wohnzimmer hausen und es wirklich gar kein Problem ist. Ich könnte noch einige weitere Sachen nennen.
Die Zeit ist hier einfach anders. Nicht so wichtig wie in Deutschland. Die Leute gehen langsamer und auch sonst läuft vieles einfach langsamer. Was nicht unbedingt negativ ist, aber auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig. Oft verbringt man Zeit bei irgendjemandem, obwohl man (Ich) eigentlich gerne los möchte. Zum Beispiel nach Ende der Arbeit wartet man bis alle fertig sind, nur um die 100m lange Treppe zusammen runterzulaufen. Genauso ist es mit der Pünktlichkeit, was uns sehr gelegen kommt, da wir wirklich unsere Schwierigkeiten haben morgens rechtzeitig zum, mehr oder weniger gemeinsamen, Eröffnungskreis zu kommen. Oft ist es einfach der Verkehr, der ein pünktliches ankommen verhindert. Eine weitere „Unart“, vielleicht aber auch nur von unser Mitbewohnerin, ist es am Telefon zu behaupten in 10 Minuten am Treffpunkt zu sein, dann aber erst eine Stunde später zu kommen. Man darf das halt nicht persönlich nehmen.
Musikalisch und vor allem auch rhythmisch sind die Kolumbianer bisher wirklich ziemlich stark. Ein mal waren auf einer Geburtstagsfeier eines Praktikanten aus dem Projekt und nachts um zwei haben 5-6 Leute ein spontanes zweistündiges Konzert, mit Gitarre, Trommeln, Rasseln und Gesang inszeniert. Das war echt klasse!
Zu guter letzt ist die Archtektur einfach unterschiedlich, als in deutschen Städten. Die Häuser sind meistens zwei-/dreigeschossig und selten höher als vier Stockwerke. Da es keinen Frost gibt, sind die Hauswände auch ziemlich dünn und die Häuser von daher auch schalltechnisch ziemlich bescheiden. Der Verkehr ist, wie bereits mehrfach beschrieben, ein einziges Chaos. Und wenn die Autos wieder ein mal total unnötig Hupen, dann hagelt es öfter mal die ein oder andere deutsche Beleidigung. 😉

Soweit erst mal wieder von mir. Ich hoffe euch gefallen meine Einträge und ich würde mich freuen den ein oder anderen Kommentar zu erhalten!

Euer Luis

 

 

Locombia

Hallo liebe Leute! Ich weiß, ich habe ziemlich lange nichts mehr von mir hören lassen. In letzter Zeit war immer sehr viel los und je länger Ich den nächsten Blogeintarg vor mir hergeschoben habe, desto größer wurde die Überwindung mich hinzusetzen und etwas zu schreiben. Ich werde jetzt einfach in mehreren Beiträgen Versuchen etwas von dem bisher erlebtem zu erzählen.

Ich bin jetzt seit zwei Monaten in Kolumbien und die Zeit verging wahnsinnig schnell. Unter der Woche verbringe ich den größten Teil meiner Zeit im Projekt. Morgens nehmen wir meistens ein Taxi, um zum Projekt zu kommen, weil sich herausgestellt hat, dass es schneller, bequemer und gleich teuer ist. Und da wir in den letzten Wochen ohnehin Schwierigkeiten hatten morgens pünktlich zu kommen, ist vor allem der erste Aspekt wichtig.
In den letzten Wochen sind immer weitere Tätigkeitsbereiche zu unseren Alltag hinzugekommen. Montags sind wir nach wie vor mit der Verwaltung der Lebensmittel beschäftigt. Dazu gehört, dass wir alle eingehenden Lebensmittel zählen, sortieren, beschriften und gegebenenfalls schon verarbeiten. Es gibt einige Früchte, die es bei uns in Deutschland leider nicht gibt. Dazu gehören zum Beispiel Lulo, Guayaba, Granadilla, Guanábana, Pitaya und einige mehr. Die meisten Früchte geben ziemlich leckere Säfte her, an die man sich leicht gewöhnen kann.

Handarbeit

Diensttags bis donnerstags arbeiten wir mit den Jugendlichen. Konkret heißt das, dass wir uns morgens um 8 mit den Lehrern_innen des Paes und allen Jugendlichen im Theatersaal treffen und gemeinsam mit einem Rhythmusteil beginnen. Anschließend teilen wir uns in die unterschiedlichen Kurse auf. Morgens war ich bis vor einer Woche immer in Handarbeiten mit den 6-9 Jährigen. Dabei ging es für mich meistens darum der Lehrerin dabei zu helfen eine ziemlich anstrengende Truppe unter Kontrolle zu bringen und mit Ihr Dinge zu basteln, wie Bommel, Bilder oder Origamis etc.. Am Ende der Unterrichtseinheit gibt es dann immer ein kleines Frühstück für die Kinder, bestehend aus einem Fruchtsaft und einer Kleinigkeit zu Essen. Ab 9.45 geht es dann meistens in die Bibliothek zur Hausaufgabenbetreuung. Hierbei kann ich vor allem bei den Mathe- und den Englischhausaufgaben helfen. Eine Aufgabe, die mir glaube ich gut liegt, da es mir erstens Spaß macht Dinge zu erklären und ich zweitens auch in Deutschland mehrfach die Woche Nachhilfe gegeben habe. Allerdings muss ich sagen, dass das Niveau bei einigen Schülern_ innen ziemlich niedrig ist und Ich vor allem versuche das Basiswissen, wie das Einmaleins, oder Bruchrechnen beizubringen.

Etwa von 10.30-11.30 gehen Frithjof und Ich dann nach draussen und helfen den Kindergärtnerinnen dabei mit den Kindern aus dem Kindergarten zu spielen und aufzupassen, dass Ihnen nichts passiert.

Frithjof & Ich während der Draussenspielstunde mit den Kleinen.

Frithjof & Ich während der Draussenspielstunde mit den Kleinen.

Durch das steile und steinige Gelände draussen kommt es nämlich immer wieder vor, dass sich ein Kind leicht verletzt. Anschließend helfen wir, sofern wir gebraucht werden, in der Küche aus. Helfen dabei Yuca, oder Kochbananen zu frittieren, Säfte zu machen und vor allem beim Tragen des Essens in den Speisesaal. Ab 12 Uhr gehen wir in der Regel selbst essen und haben danach etwa eine Stunde Pause, in der Ich mich etwas Schlafen lege, Vokabeln lerne, oder einfach was entspanne. Auch sonst haben wir immer mal ein bisschen Zeit zu entspannen, dann kann man sich mal eine Gitarre schnappen und ein bisschen üben, ins Internet gehen, oder einfach mit den anderen Lehrern_innen quatschen 🙂

Und den frisch gemachten Saft gibt es dann auch immer mal zwischendurch.

Und den frisch gemachten Saft gibt es dann auch immer mal zwischendurch.

Nach der Mittagspause, geht es dann in der Regel wieder in die Bibliothek zur Nachhilfe und anschließend ins Theater. Die Theaterstunden machen mir bisher mit am meisten Spaß.
Ungefähr alle zwei Monate bricht eine neue Epoche an, in der auch die Jugendlichen in neue Gruppen eingeteilt werden . Wir kamen ungefähr zu Beginn der letzten Epoche ins Projekt und haben somit bisher genau eine Epoche miterleben können. Zu Beginn der Epoche haben wir in den Theaterstunden mit allen möglichen Sprech-, Ausdrucks und auch Akrobatikübungen begonnen. Ich muss sagen, dass der Theaterlehrer richtig gute Arbeit leistet und für die Schüler, aber auch für mich die Theaterstunden immer viel Spaß machen, darüber hinaus aber auch einfach Dinge erlernen lässt, die jeder für sein Leben gebrauchen kann. Das ein oder andere Mal ist der Theaterlehrer ausgefallen und ich konnte dann die Gruppe übernehmen. Ein Mal habe ich dann mit den Akrobatikübungen weitergemacht. Das andere Mal haben wir Dialoge gelesen. Ansonsten hat Frithjof, der in der ersten Epoche hauptsächlich im Musikunterricht gearbeitet hat, mit dem Musiklehrer einen Chor organisiert, an dem ich nach dem um 4 der Tag offiziell zu Ende ist auch manchmal teilnehme.
Letzte Woche haben wir mit dem Deutschkurs begonnen. Zu Beginn hieß es, dass eigentlich so gut wie jeder, der 25-30 Mitarbeiter_innen aus dem Projekt gerne teilnehmen würde. Letztendlich waren es zum Glück nur 5-6 Teilnehmende. Der Unterricht findet jetzt immer dienstags und donnerstags morgens, für ein paar ältere Jugendliche, die für nächstes Jahr einen Freiwilligendienst in Deutschland anstreben, statt. Und nachmittags nach Ende der Arbeit für alle anderen. Zuerst hatte es mich etwas geärgert so lange im Projekt bleiben zu müssen, da wir so erst gegen 6 Uhr wieder Zuhause sind und man dann nicht mehr so viel unternehmen kann. Es hat sich aber diese Woche herausgestellt, dass der Unterricht echt Spaß macht, und wir dafür Freitags früher gehen können.
An unserem Tagesablauf für den Freitag hat sich soweit nichts mehr geändert. Wir reinigen ein mal das komplette Lebensmittellager. Auch sonst helfen wir  immer mal an anderen Stellen aus. Den Müll zur Straße tragen, den Keller ausräumen oder zum Beispiel einen Bazar vorbereiten.
Letzte Woche Donnerstag war dann der Epochenabschluss. Es war einer der schönsten Arbeitstage bisher. Es wurde jeweils morgens und nachmittags die einzelnen Arbeiten der Gruppen vorgestellt. Der Theatersaal wurde mit den Bildern und Kunstwerken der einzelnen Gruppen geschmückt und die Musik-, sowie Theaterkurse haben ihre Arbeit vorgestellt. Ich schau mal, dass ich die Tage noch ein paar Fotos besorgt bekommen 🙂
In der Nachmittagsgruppe ist ein Schüler dann ausgefallen und ich durfte relativ spontan seine Rolle übernehmen! Es war total witzig, weil wir unser ursprüngliches Projekt nicht beenden konnten und somit das Theaterstück ohnehin schon ziemlich spontan war. Hinter der Kulisse lagen wir vor Lachen auf dem Boden 😉

Jetzt geht ein neue Epoche los und die Gruppen sind etwas neu gemischt worden, sodass in jeder Gruppe alle Altersgruppen vertreten sind. Geplant ist bis Weihnachten ein Theaterstück auf die Beine zu stellen, bei dem die Musikgruppe den akustischen Teil, die Kurse Handarbeit und Numerus & Letras die Kostüme und der Kunstkurs die Bühnengestaltung übernimmt. Soweit zum Projekt.

Unsere Freizeit haben wir in den letzten Wochen hauptsächlich damit verbracht eine neue Wohnung zu suchen, da wir aus unser alten Wohnung ausziehen mussten. Grund waren einige Dinge, die vielleicht nicht ganz so gut organisiert wurden, aber auch einfach die Tatsache, das die Wohnung erstens nicht schön war und zweitens in einem, von der Lage und Schönheit her, nicht so berauschendem Stadtteil lag. Um eine neue Wohnung zu finden haben wir zunächst in einem sehr angesagtem Stadtteil gesucht. An zu vermietenden Häusern steht ein Schild mit der Aufschrift „SE ARRIENDA“ und eine Telefonnummer.
Allerdings hat sich nach tagelangen umherlaufen herausgestellt, dass die Wohnungen leider etwas über unseren preislichen Vorstellungen liegen. Anschließend habe Ich eine Zeit lang überlegt, vielleicht alleine in eine Wohnung zu ziehen. Zunächst erst mal dadurch, dass ich ein ziemlich schönes, wenn auch nicht ganz so billiges Zimmer in der Candelaria ( Altstadt und Studentenviertel ) gefunden hatte und auch nicht mehr so motiviert war weiter nach einer Wohnung suchen zu gehen.
Die letzten zwei Wochen haben wir dann mit Fahrrädern ein anderes Stadtviertel abgesucht, in dem unsere Mitbewohnerin Carolina aufgewachsen ist. Problematisch war, dass wir nach der Arbeit immer nur schwer Wohnungen anschauen gehen konnten und die zehn Wohnungen, die wir uns angeschaut haben, haben entweder einem von uns nicht gefallen, waren zu teuer, oder hatten z.B. nur zwei Zimmer.
Vorgestern sind wir dann schließlich aus unserer Wohnung raus und befinden uns jetzt übergangsweise in der Wohnung von Carolinas Bruder, seiner Freundin und Tochter.

Und was immer noch kaum zu glauben ist, ist dass über uns die Wohnung zu vermieten ist. Diese drei große Zimmer, mit einer tollen Aussicht auf die Berge und die Stadt, hat. Sie ist in einem zentralem Teil der Stadt gelegen, relativ günstig und mit einer großen Dachterrasse nur für uns ausgestattet. Wir ziehen also im Laufe der Woche hoch! 🙂

Naja gut, wir waren nicht die ganze Zeit auf Wohnungssuche. An den Wochenende waren wir häufig Salsa tanzen, oder haben andere Dinge übernommen. An einem Wochenende sind Frithjof und Ich für drei Tage nach Medellin gereist. Donnerstags Abends sind wir mit dem Reisebus los, sodass wir morgens gegen 8 Uhr in Medellin ankamen. In Medellin gibt es nämlich einige Projekte, die über die „Freunde Waldorf“ laufen. In dem Projekt Arca Mundial arbeiten und wohnen sieben Freiwillige zusammen, die wir bereits auf unserem Vorbereitungsseminar kennen gelernt haben. Einer von Ihnen hatte kurz vorher seinen Geburtstag, den wir dann zusammen, mit noch weiteren Freiwillen, die in anderen Projekten in Medellin arbeiten, gefeiert haben. Ansonsten lässt sich sagen, dass Medellin eine sehr schöne Stadt ist. Da Sie etwa 1000 Meter tiefer liegt als Bogotá, ist das Klima um einiges milder. Die Stadt ist außerdem organisierter, als Bogotá. Es gibt eine Metro, mit der auch Menschen, die wie wir die Stadt nicht kennen, problemfrei an ihr Ziel kommen. Und auch die Architektur ist moderner und hochwertiger. Sonntags abends sind wir dann wieder über Nacht mit dem Bus zurück und montags morgens direkt zur Arbeit.

Vor etwa drei Wochen waren Frithjof und Ich sonntags auf einem kleinen Festival namens „Jazz al Parque“ und ein anderes Mal waren wir auf einem Konzert in einem Kino. Letzte Woche hatten wir für fünf Tage Besuch von einer der Freiwilligen aus Medellin, der wir ein wenig die Stadt zeigen konnten und die wir leider ein bisschen in unsere Wohnungssuche involvieren mussten. Außerdem hatte Frithjof letzten Freitag Geburtstag, den wir ausgiebig mit einigen Lehrern und anderen Freunden in einer Salsabar gefeiert hatten.
Dieses Wochenende findet ein Hip-Hop Festival hier in Bogotá statt, bei dem wir gestern Abend waren und auch gleich wieder hinfahren werden.

Also Ihr seht schon, wenn man fit ist, dann kann man sehr viel in Bogotá unternehmen. Allerdings war das leider öfter nicht der Fall bei mir in den letzten Wochen. Einige Male lag ich mit Übelkeit und Magenschmerzen flach. Mittlerweile glaube ich, dass es vor allem durch das fettige Essen bedingt ist, oder aber vielleicht auch einfach dadurch bestimmte Keime etc. nicht abwehren zu können. Vor etwa drei Wochen bin ich von meinem Projekt aus deswegen zum Arzt, also ins Krankenhaus geschickt worden. Ein Tag, den Ich gerne aus meiner Erinnerung streiche, da ich mit dem Taxi, durch den morgendlichen Berufsverkehr, in das relativ weit entfernte Krankenhaus zwei Stunden gebraucht habe. Anschließend habe ich den ganzen Tag damit verbracht im Krankenhaus zu warten und das, obwohl es mir wirklich nicht so gut ging und ich am liebsten einfach im Bett geblieben wäre. Im Endeffekt konnte nichts in meinem Blut etc. gefunden werden, man gab mir eine Spritze in den Hintern gegen die Schmerzen, eine Liste mit Dingen, die ich essen bzw. nicht essen soll und ein Rezept für die Apotheke. Und danach wieder durch den Berufsverkehr nach Hause.

Ich könnte noch viele Dinge mehr beschreiben, aber Ich denke, das reicht für’s Nächste. Um den Bericht abzurunden lässt sich vielleicht sagen, dass wir vor ein paar Wochen eine sehr erfreuliche Feedback-Runde mit allem Lehrern und Mitarbeitern hatten und dass bis dahin ausnahmslos alle sehr zufrieden mit unserer Arbeit und Einstellung waren. Mit dem Spanisch läuft es auch immer besser. Einige Vokabel fehlen aber noch und um mir diese irgendwie anzueignen habe ich mir letzte Woche bei unserem Bazar einige Romane und Geschichten abgreifen können. Bisher habe ich nämlich zum abschalten vor allem deutsche Fantasy-Romane gelesen.

Ich melde mich möglichst schnell wieder und werde die Tage noch weitere Fotos hochstellen.

Bis dahin erst mal tschüss und liebe Grüße

Euer Luis