Es geht los!
Ich sitze gerade im Flugzeug von Frankfurt nach Bogotá. Habe also Deutschland bereits hinter mir gelassen und erwarte eine spannende und aufregende Ankunft.
Im letzten Jahr habe ich viel Zeit damit verbracht mir mein Jahr in Kolumbien vorzustellen. Was erwartet mich? Wo werde ich wohnen, arbeiten und wie werde ich mit der Sprache zurecht kommen?
Ich sitze hier und weiß weder wo ich heute Abend schlafen werde, noch in den nächsten Wochen. Mein Mitfreiwilliger Frithjof und Ich werden heute Abend in Bogotá von unserem Projektleiter und unserer kolumbianischen Ansprechpartnerin abgeholt. Naja und dann wird sich zeigen, wo und wie wir in der Metropole Bogotá leben werden.
In den letzten Wochen gab es für mich noch unzählige Dinge zu erledigen. Unglaublich, wie kompliziert ein Visaantrag sein kann. Nachdem ich vor drei Wochen bereits ein mal in Frankfurt war und mich zuvor Stunden lang durch den Onlineantrag geschlagen habe, musste ich feststellen, dass sich einige Regeln bezüglich des Visa geändert haben und bin ohne Visum wieder nach Hause gefahren.
Anschließend ging es dann zum zehntägigen Vorbereitungsseminar. Mein Schwester, die vor drei Jahren auch über die Organisation „Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners“ nach Kolumbien gegangen ist, sagte mir zuvor, dass ihre Zeit auf dem Seminar die beste Zeit ihres Lebens war. Und damit hat sie wirklich nicht übertrieben. Es ist einfach außergewöhnlich von etwa 75 Menschen umgeben zu sein, die zu 90% auch gerade Abitur gemacht haben und ein soziales Jahr in Lateinamerika anstreben. Das Seminar bestand aus etwa Neun Stunden Workshops täglich und besonders wenig schlaf. Das Seminar hat uns Freiwillige kurz vor Abflug noch mal richtig gezielt auf das nächstes Jahr vorbereitet. Es ging zu Teil darum, wie man mit Konflikten umgeht, wie man sich im Gastland verhält oder einfach organisatorische Dinge, wie „was nehme ich mit“. Auf der anderen Seite haben wir uns sehr intensiv mit uns selbst beschäftigt. Wir haben uns noch mal unsere Ängste, Hoffnungen und Erwartungen vor Augen geführt und uns selbst dabei noch mal ein ganzes Stück besser kennen gelernt.
Ja, was für Ängste, Erwartungen und Hoffnungen habe ich.
Ich wurde in der letzten Zeit oft gefragt, ob ich denn gar keine Angst habe. Natürlich habe ich die. Allerdings nicht nur unbedingt die Angst davor, dass mir etwas zustoßen könnte, sondern auch davor im Projekt selbst nicht das zeigen zu können, oder zu dürfen, was ich kann. Die Angst davor in eine schlechte Wohnsituation zu geraten. Also entweder in einer Familie zu wohnen, in der ich nicht glücklich bin, oder die einfach ungünstig wohnt. Oder einfach die Angst nicht so richtig Anschluss zu finden. Der Respekt davor, dass wirklich etwas passieren könnte ist aber auch immer im Hinterkopf vorhanden und wird mir eventuell in den nächsten Wochen noch viel bewusster werden.
Meine Ängste sind eng mit meinen Erwartungen verbunden. Ich erwarte von mir, dass Ich nicht zu schnell Urteile fälle, und dass ich genügsam bin. Ich möchte mich gut in das Projekt integrieren und bin mir bewusst, dass das eine anspruchsvolle Aufgabe wird.
Das Projekt befindet sich, in einem Randbezirk der Stadt, in dem etwa zwei Millionen Menschen unter der Armutsgrenze leben. Dieses Projektumfeld wird unsere Arbeit und unser Jahr maßgeblich prägen.
Auf der anderen Seite habe ich mir fest vorgenommen viel Sport zu treiben und viel zu unternehmen. Ich hoffe, trotz 2600 Metern Höhe, vielleicht einen Turnverein oder ähnliches zu finden, in dem ich in meiner Freizeit etwas Kraft auf- und abbauen kann.
Alles in allem bin ich guter Dinge, dass Ich und mein Begleiter uns nicht so schnell entmutigen lassen werden. Mein Spanisch ist durch die letzten drei Jahre Schulunterricht schon recht passabel und somit habe ich zumindest hier schon mal eine halbe Sorge weniger.
Die letzten Tage waren Zuhause noch mal richtig schön! Am Mittwoch morgen bin Ich mit Frithjof und noch einem Kolumbien-Freiwilligen erneut in das Konsulat nach Frankfurt gefahren und habe tatsächlich mein Visum erhalten. Frithjofs Visum zu erhalten war dagegen noch ziemlich stressig und hat uns den halben Tag gekostet.
Anschließend ist Frithjof zu mir nach Hause gekommen und ich habe noch mal einen schönen Abend mit meinen Freunden verbracht! Danke dafür!
An dieser Stelle richte ich noch mal ein großes Dankeschön an alle Spender und Spenderinnen, die dafür gesorgt haben, dass ich jetzt tatsächlich hier im Flugzeug sitze!
Soeben habe ich alle Briefe, die ich noch von meinen Freunden zu Abschied bekommen habe gelesen und sitze jetzt hier mit einem weinendem und einem lachendem Auge.
Ich werde euch vermissen!
Liebe Grüße
Euer Luis
Hey Luis,
vielen Dank für den Link zum Blog – sehr interessant. Ich hoffe, eure ersten Tage sind gut verlaufen. Ich sitze schon wieder in der Schule und arbeite 😉
Eine gute Zeit,
Diane